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Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten Gäste. Später füllte sich der Gastraum an diesem Mittwoch fast vollständig, meist Paare unterschiedlicher Zusammensetzung. Wir wurden gleich entdeckt und uns ein schöner Tisch in einer Ecke angeboten, von dem man eine gute Sicht durch den Raum hatte. Einziges Manko ist die weiterhin ungenügende Abluftanlage, die trotz des kühlen Wetters immer wieder geöffnete Fenster erzwang. Das Ambiente bedient weiterhin das Klischee abgeschrabbelte Eckkneipe, aber die Tische waren (ohne Tischdecke) schön eingedeckt.
Insgesamt drei Menschen erledigten den Service ohne Fehler.
Die sehr junge Frau schien neu in der Gastro zu sein, aber sie scheute sich nicht, unsere Bestellungen auf einem altertümlichen Kellnerblock aufzuschreiben. Wie schon zuvor die Tagesgerichte, die sie vollständig und verständlich ablas, da wir von unserem Platz die an der Wand hängende Tafel schlecht einsehen konnten. Besonders freundlich und hilfsbereit agierte der griechische Sommelier, der auch schon unkompliziert auf meine Reservierungsmail geantwortet hatte. Nachdem sich der zunächst gewählte Wein als ausgetrunken herausstellte, empfahl er zwei preislich gleichwertige Alternativen. Wir entschieden uns von der gut sortierten Karte aber für einen teureren, gereiften Assyrtiko von seinem heimatlichen Peloponnes, was ihn (und nach einem Probierschluck auch uns) strahlen ließ. Dazu regionales Vilsa-Wasser, die große Flasche für faire 6,9€.
Zur Einstimmung noch einen Cremant Rosé, vermutlich von Bouvet (11€). Sichere Bank.
Derweil kam im kleinen Einmachglas der Küchengruß, ein großer Schluck warme Spitzkohlsuppe mit etwas Kreuzkümmel-Öl und gerösteten Lavendelblüten. Lecker und ein Fingerzeig auf die im Grunde bodenständige Küche mit Twist, die Inhaber Jan-Philipp Iwersen (an diesem Abend nicht anwesend) und sein Team schon seit 2010 anbieten.
Als Hauptspeise lockte uns beide das auf der Haut gebratene Tilapiafilet als Tages-Angebot.
Bei den Vorspeisen klang die empfohlene ausgebackene Jakobsmuschel zwar toll. (Was meine Liebste dann auch ohne Einschränkung bestätigte!) Ich befand aber, dass gezupftes Lammfilet auch ganz spannend sein könnte.
Mit gutem Hefeteigbrot, angenehm kräftigem Olivenöl und Kalamata-Oliven vertrieben wir uns die Zeit, bis es buchstäblich „in die Vollen“ ging.
Minimalistische Tellerbilder Fehlanzeige; hier herrscht kreatives Chaos.
Nicht nur optisch wurde da einiges zusammengewürfelt.
Lammlachs rosa gebraten, das konnte man selbst in der gezupften Form noch erkennen, schmeckte bei dieser kalten Vorspeise vorzüglich. Die bekannten Kombinationen Lamm mit Preiselbeere bzw. mit Minze waren hier in einem Chutney vereint. Mir war es etwas sehr sauer geraten, aber das ist Geschmacksache. Dass allerdings mit gepickelten Radieschen eine weitere säuerliche Komponente verwendet wurde, habe ich nicht wirklich verstanden. Zusammen mit den erstaunlich naturbelassenen Gurken-Spaghetti gab es allerdings einen schönen Knack. Auch die Chips von der lila Kartoffeln kein bisschen weich. Kapuzinerkresse und eine vielleicht indisch inspirierte Gewürzmischung sorgten für spannende pikante Momente.
Ein sicherlich typisches Gericht für die Küche13, das mich nicht zu 100% überzeugen konnte. Meine Frau dagegen hätte ihre Freude an der knackigen Säure gehabt.
Dafür schmeckte mir der Tilapia im Hauptgang hervorragend. Vielleicht bis auf die überwiegend nicht mehr krosse Haut; aber das ist ja (wie „müder“ Schaumwein) für mich ein größeres Thema als für andere Gäste. Der Fisch selbst war barsch-typisch saftig. Auch in diesem Gang schickte die weiße Brigade ein ganzes Potpourri von Beilagen, die aber viel besser harmonierten: Kaiserschoten und erste, mittelgroße Pfifferlinge bildeten ein schmackhaftes Bett für den Fisch, zu dem die Säure einer fruchtigen Rhabarbersauce auch deswegen nicht zu viel wurde, weil sie durch ein Süßkartoffelpüree gut eingebunden war. Erneut konnte ich mit einer weiteren säuerlichen Komponente nichts anfangen, diesmal in Portwein eingelegte Silberzwiebeln. Für den Biss sorgten ja schon die knackig belassenen Schoten.
Wieder etwas wild, aber schon sehr lecker.
Eigentlich mache ich mir ja nicht so viel aus Desserts. Aber die Kombi von Weinbergpfirsich mit Honig-Pfeffer in Erdnussbisquit, Whiskey-Karamell-Eis und weiße Schokolade klang nicht nur verführerisch. Sie war auch der beste Gang des Abends: Das Spiel mit Temperaturen, abwechslungsreiche Texturen und kräftige Aromen, die nicht ins zu Süße abkippten, ließen mich kurz überlegen, diese sehr gelungene Patisserie-Arbeit selbst vollständig zu verputzen.
Das kam aus gleich zwei Gründen nicht in Frage: Die Süße Fan gegenüber freute sich schon auf Extra-Naschwerk und mir blieb so noch Platz für etwas Käse! Brie, Camembert, Fourme d‘Ambert und Comté waren nicht überraschend, aber von sehr ansprechender Temperierung. Das ist ja meist die halbe Miete bei gutem Käse. Bei den Begleitungen stach die selbstgemachte Himbeer-Senf-Sauce mit erneut prononcierter Säure heraus.
Süßweine finden sich auf der Weinkarte nicht. Doch der engagierte Sommelier förderte trotzdem im Keller eine Bio-Grauburgunder-Beerenauslese von der Nahe zutage. Was da nicht alles wächst! Ich glaube, das war meine erste BA vom Ruländer, auch mal interessant. 8€ für großzügig eingeschenkte 5cl.
Fazit: Diesmal hat für uns alles in der Küche13 gepasst. In dieser Form - zugänglich, handwerklich top und der Service zugewandt statt borniert - kann ich den anhaltenden Erfolg verstehen. Wir kommen gerne wieder.