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Bedienung
Beim Betreten des Gastraums sahen wir eine junge Bedienung hinter dem Tresen, die mit dem Einschenken von Getränken beschäftigt war. Eine Begrüßung oder auch eine Tischzuweisung erfolgte nicht, wir suchten uns daher selbst einen freien Tisch und nahmen Platz.
Einige Minuten später kam die Bedienung an den Tisch und reichte uns die Speisekarten. Auch jetzt beschränkte sich die Begrüßung auf ein knappes „Hallo“, dann verschwand sie wieder in Richtung Tresen.
Kurz darauf kam sie wieder und stellte kleine Brotteller mit Buttermessern jeweils auf die rechte Seite der Plätze, dazu servierte sie ungeformte Butterbröckchen in einer Schüssel und vier Scheiben Brot in einem Körbchen.
Sie war an diesem Abend für den Service im ganzen Restaurant allein zuständig und wurde auch nicht durch eine Tresenkraft unterstützt. Als dann nach einiger Zeit eine Gesellschaft mit etwa zwölf Personen eintraf, entstanden deutliche Wartezeiten. Unsere Getränke wurden noch relativ zügig serviert, auf das Essen mussten wir schon deutlich warten.
Nachdem wir aufgegessen hatten entstand eine längere Pause, das benutzte Geschirr wurde weder bei uns noch an den benachbarten Tischen abgeräumt. Schließlich eilte die Bedienung heran, stellte sich zwischen drei besetzte Tische, deutete nacheinander mit der Hand auf die einzelnen Tische und fragte dabei: „Zahlen? Zahlen? Zahlen?“ ohne noch gefragt zu haben ob es den Gästen geschmeckt habe.
Der Personaleinsatz ist sicherlich eine Managementaufgabe und, wie wir später erfuhren, hatte sich die Gesellschaft erst wenige Stunden vorher angemeldet. Trotzdem bleibt die Frage, ob es angeraten ist, an einem Samstagabend, an dem man immer mit größeren Gästezahlen rechnen muss, nur eine Servicekraft einzuteilen. Erst ganz zum Schluss, als es beim Bezahlen Probleme mit Madames EC-Karte gab, griff der Barkeeper unterstützend ein.
Doch auch der Auftritt der Bedienung selbst war äußerst befremdlich, die Szene mit dem „Zahlen?“ war schon unterirdisch.
Essen
Nach eigener Aussage treffen hier Highlights der modernen bayerischen Küche auf Klassiker. Und um diese nebulöse Marketingansage etwas mit Leben zu füllen hier ein paar Details des Angebots: Neben zwei Vorspeisen, zwei Salaten und zwei Suppen gibt es vier Fleisch- und zwei Fischgerichte, dazu fünf der sogenannten „Klassiker“. Dazu gehören Weißwurst mit Brezel, Rostbratwurst mit Stampfkartoffeln und Kraut, Schweinebraten mit Bayrischkraut und Semmelknödeln, ein „Dormero“ Burger und letztlich eine Vesperplatte mit verschiedenen Wurst- und Käsesorten.
Die originale Speisekarte ist auf der Homepage des Hotels zu sehen:
https://static.dormero.de/fileadmin/dormero/plauen/files/plauen_menuekarte_zum_roten_eichhoernchen_2016.pdf
Aus dieser nicht eben üppigen Auswahl entschied Madame sich für „Wiener Schnitzel mit lauwarmen Kartoffelsalat, wilden Preiselbeeren & Zitrone“ in der Version mit Schweinefleisch (10,50 €), dazu orderte sie ein Wasser ohne Kohlensäure (0,25l für 2,50 €).
Ich bestellte das Topangebot des Hauses „Zwiebelrost von der Rinderlende, rosa gebraten, Pfannenkartoffel oder Pommes dazu knackiger Salat & Wildkräuterbutter“ (16,50 €) und dazu ein großes Pils (0,5l für 3,50 €). Auf meine Frage nach den Pfannenkartoffeln erhielt ich die Auskunft das seien Bratkartoffeln, was mich zur Wahl dieser Beilage anstelle der Pommes frites veranlasste.
Nach einiger Zeit, die ich angesichts der eingeschränkten Essenauswahl und der wenigen Gäste, die noch vor dem Eintreffen der Gesellschaft bestellt hatten, nicht nachvollziehen kann, wurden unsere Essen serviert. Madame bekam auf einem quadratischen Teller zwei kreuzweise übereinander gelegte Schnitzel, daneben ein Häuflein Kartoffelstücke mit einem Dressing mit grob geschroteten Senfkörnern darin. Außerdem gab es eine kleine Schüssel mit Preiselbeeren, eine geschnitzte Zitrone mit einem Kapernapfel darauf und zwei Blätter Salat als Garnitur.
Auf meinem Teller fand ich bei ersten Blick einige Bratkartoffeln, einen Haufen geschmälzte Zwiebeln, ein Schüsselchen mit Kräuterbutter und ebenfalls die Salatgarnitur. Das kaum zigarettenschachtelgroße Stück Fleisch kam erst beim tieferen Abbau der Zwiebeln wirklich zutage. Beim Anschnitt erwies es sich zunächst als medium-well gegart, am anderen Ende war es dann rosa gebraten wie ausgewiesen. Die Qualität des Fleisches war gut, die Brat- bzw. Grillkruste auf Ober- und Unterseite war jedoch sehr fest und ließ sich nur schwierig schneiden.
Die Zwiebelringe waren in Ordnung, die Pfannenkartoffeln jedoch verdienten den Vergleich mit Bratkartoffeln nicht. Sie waren ohne Speck und praktisch ohne Zwiebeln gebraten und kaum gewürzt. Wenigstens die Kräuterbutter war in Ordnung und schien selbst gemacht zu sein.
Auch Madame war mit ihrem Essen nicht glücklich, sie verglich die Fleischstücke mit Knäckebrot, so hart und fest waren sie gebraten. Die Kartoffeln im Salat seien alt und nur mit der Senfsauce überzogen. Nachdem ich ein Stück davon probiert hatte, verzichtete ich auf eine Übernahme ihrer restlichen Portion.
Wir waren mit unserer Meinung über die Qualität des Essens offensichtlich nicht allein, von den Nebentischen, die teilweise die gleiche Wahl getroffen hatten, hörten wir auch deutlich unzufriedene Bemerkungen.
Ambiente
Die Einrichtung des Lokals ist rustikal, mit ursprünglich wohl hellem Holzfußboden, der durch Laufspuren im Laufe der Zeit dunkel geworden war, stellenweise heller Holzvertäfelung und ebensolchem Mobiliar. Die freien Stellen der Wände waren ziegelrot gestrichen, die Decke weiß. Die Tischplatten aus noch hellerem Holz (Pappel? Birke?) waren mittig mit kurzen weißen Tischläufern bedeckt, darauf lag noch ein kleineres Exemplar in Rot In beide waren jeweils in den kontrastierenden Farben die namensgebenden Eichhörnchen eingestickt.
Auf den Tischläufern standen jeweils Salz- und Pfeffermühlen in Holz, ein Teelicht im roten Glasleuchter, ein Bierkrug mit Besteck und Servietten, ein Tischabfalleimer und eine Glasvase mit einem traurigen, wahrscheinlich schon mehrere Wochen alten Blütenstiel.
Sauberkeit
Der Gastraum war sauber und wirkte gepflegt, bei Geschirr, Gläsern und Besteck gab es ebenfalls keinen Anlass zu Kritik. Die zum Restaurant gehörenden Toiletten haben wir nicht besucht, dazu ist also keine Aussage möglich.