"Knoblauchlastige Neuentdeckung zwischen Strandbad, Straußenfarm und Streichelzoo"
Geschrieben am 12.08.2021 2021-08-12
Montag: | 17:00 - 24:00 Uhr |
Dienstag: | 17:00 - 24:00 Uhr |
Mittwoch: | 17:00 - 24:00 Uhr |
Donnerstag: | 17:00 - 24:00 Uhr |
Freitag: | 17:00 - 24:00 Uhr |
Samstag: | 17:00 - 24:00 Uhr |
Sonntag: | Ruhetag |
Küche hat täglich von 17.30 bis 21.00 ausser Sonntags
Gegenüber der 2007 eröffneten Straußenfarm „Mhou“ befindet sich ein großer Campingplatz. Ein Streichelzoo und eine „alla hopp!-Anlage“ (Spielplatz, der auf Initiative der Dietmar-Hopp-Stiftung entstanden ist, Anm.) begeistern Klein und Groß. Sportlich Aktive können im nahegelegenen Badesee schwimmen oder auf der Tennisanlage ein paar Asse servieren. Außerdem gibt es genug Möglichkeiten, die Gegend rund um das Strandbad und die Straußenfarm zu Fuß zu erkunden. Auch lädt das gut ausgebaute Wegenetz zum Spaziergang durch den angrenzenden Gemeindewald ein.
Gründe genug also, um dort an einem warmen Sommerabend Mitte Juli mal aufzuschlagen. Nach unserer Runde um das weitläufige Gelände der Straußenfarm, das mir die Erkenntnis brachte, nicht der einzige seltsame Vogel auf diesem Erdenrund zu sein, beschlich uns ein abendliches Hungergefühl.
Unser Auto hatten wir vor der Tennisanlage abgestellt. Direkt neben den Tennisplätzen war ein italienisches Restaurant beheimatet, das ich nicht kannte. Früher, beim gutbürgerlich eingestellten Vorpächter wurden hier bemerkenswerte Rumpsteaks serviert, die mich sehr positiv an die ein oder andere Geburtstagsfeier meiner Frau Mutter zurückdenken ließen. Besonders mein Schwager, der ein gutes Stück Fleisch zu schätzen weiß, war damals sehr angetan von der „Holzhütte beim Tennisclub“.
Innenansicht vom Gastraum
Das ist alles schon eine ganze Weile her. Seit März 2017 tischen hier Küchenchef Basilio Madeo und sein Team auf italienische Art auf. Das nach seinem Inhaber benannte Ristorante befand sich vorher in der Bismarckstraße (Ortskern). Der Umzug in den grünen Teil von Rülzheim hat Herr Madeo nicht bereut, wie er uns bei einem netten Plausch nach dem Essen mitteilte.
Eingangsschild
Es war eine Spontaneinkehr, die uns auf der zwischen Tenniscourts eingebetteten Außenterrasse Platz nehmen ließ. Dem etwas sperrigen Gartengestühl rückten wir mit bequemen Sitzkissen zu Lehne und genossen die ruhige Atmosphäre, die den sonnenbeschirmten Außenbereich umgab.
Terrassenidylle neben dem Court
Noch war es zu früh, um von den Stechmücken gefressen zu werden, aber sie würden bald um uns herumschwirren, so viel war sicher.
An den Tischen tat sich ein gemischtes Publikum an Pizza, Pasta und Co. gütlich. Die beiden Servicekräfte schienen auf Zack zu sein und bald hielten wir die Karte in Händen, um das reichhaltige Angebot an Speisen zu studieren. Einem halben Dutzend kalter Vorspeisen folgte ein ausgedehntes Salatprogramm. An die 30 (!) verschiedene Pastavarianten waren erhältlich. Und auch bei den Pizzen war alles vertreten, was Teig und Namen hat. Das Fleisch- und Fischangebot fiel dagegen recht übersichtlich aus. Witzig, das Rumpsteak von damals schien überdauert zu haben.
Zusätzlich zum umfangreichen Standardrepertoire listete eine Tafel am „Hütteneingang“ noch ein paar Tagesempfehlungen. Zwei Ravioli-Teller, Lachsfilet, Pasta Greca, Bistecca Funghi-Speck-Gorgonzola und ein Scaloppine waren darauf nachzulesen.
Viel Auswahl bei den Speisen traf auf notorische Entscheidungsschwäche unsererseits. Der freundliche junge Mann, der unsere Bestellungen aufnehmen wollte, musste mehrmals unverrichteter Dinge von dannen ziehen. Da nur Barzahlung möglich war und die „Scheindebatte“ mit meinem Portemonnaie keine großen Sprünge an diesem Abend erlaubte, gaben wir uns getränketechnisch kleinlaut, das heißt: mit einer Dreiviertelliterflasche Mineralwasser Classic (4,90 Euro) zufrieden. Ciró, Primitivo und Nero d’Avola gerne dann beim nächsten Mal und gerne auch glasweise in dieser Reihenfolge.
Vorweg durften es ein paar angeröstete Weißbrotscheiben mit Tomaten-Zwiebel-Knoblauch-Topping (6 Euro) sein. Bruschetta und Sommerabend sind schließlich keine Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen. Nach diesem klassischen Antipasti-Einstieg war uns beiden dann nach Pasta zumute. Die Spaghetti AOP (8,50 Euro) taugten meiner werten Gattin, während meine Wahl auf die hausgemachten Ravioli mit Garnelen (13,90 Euro) fiel.
Bei der Bruschetta wurde für meinen Geschmack etwas zu grob „modelliert“.
Bruschetta 2
Keine Frage, der herzhafte Tomatenbelag auf den röschen Brotscheiben hielt allen Frischekriterien stand, nur hätte man Zwiebel und Knoblauch etwas feiner hacken können. Aber in dieser Hinsicht bin ich vielleicht zu penibel, wie meine Frau sicher bestätigen würde. Auch wenn ich die Bruschette schon etwas ansprechender serviert bekommen habe, geschmacklich gab es da nichts auszusetzen.
Bruschetta
Sehr positiv überrascht war meine Frau von ihren Spaghetti Aglio, Olio et Peperoncino. Die Nudeln mit leichtem Biss, die Knoblauch-Olivenöl-Tunke mit ordentlicher Schärfe. Das Glück lässt sich manchmal so einfach um die Gabel wickeln. Auch schwamm die Pasta nicht in Öl, was gar nicht mal so häufig vorkommt. Ein paar Peperoni-Stücke schärften zusätzlich ein. Etwas geriebener Parmesan on top sorgte für noch mehr Mundfülle. Einfache Küche schnörkellos aufgetischt!
Spaghetti AO mit reichlich P
Bei meinen Ravioli wurde nicht mit Garnelen gespart. Leider auch nicht mit Sahne, die das ansonsten sehr schmackige Nudelgericht etwas zu wuchtig daherkommen ließ.
Hausgemachte Ravioli mit Garnelen in Sahnesauce
Da meine Knoblauchtoleranz bereits mit dem Verzehr der Bruschetta ausgereizt war, empfand ich den rustikalen Knofeleinsatz bei meiner Pasta etwas too much. Die Füllung der hausgemachten Ravioli, bei der Chefkoch Basilio Madeo Spinat, Ricotta und Thunfisch kombinierte, harmonierte gut mit der Garnelensauce, bei der auch etwas Krustentierpaste zum Einsatz kam, wie mir der sympathische Küchenchef später verriet.
Nochmal die Hauspasta
Der dazu bestellte, kleine Beilagensalat (4 Euro) war schön sauer angemacht und ein willkommener Moment der Frische – gerade im Kontext der beiden deftigen Pastagerichte, die für mehr als ausreichend knoblierte Umstände auf den Tellern sorgten.
Sorgte für Frische!
Sehr positiv empfanden wir die lockere Atmosphäre vor Ort und die Tatsache, dass der Chefe nach getaner Arbeit den Kontakt zu seinen Gästen suchte und dabei den ein oder anderen Digestiv – ich ließ mich gerne auf Herrn Grappa ein – spendierte. Auf kulinarische Fragen reagierte der erfahrene Koch aus Italien souverän und meinungsstark.
Abendstimmung am Italo-Pavillon
Man merkte sofort, dass da jemand mit einer über viele Jahre hinweg angeeigneten Beschlagenheit in Sachen Gastronomie vor einem stand. Eine echte Type, der wir gerne zuhörten und bei dem wir bestimmt auch mal wieder einkehren werden. Denn nicht nur das Rülzheimer Naherholungsgebiet war einen kleinen Abstecher wert, auch die Küche von „Basi“ konnte uns überzeugen.