"Modernes Restaurant mit überzeugenden Steaks"
Geschrieben am 06.06.2015 2015-06-06
"Traditionelles, gutbürgerliches Restaurant mit kleinen Schwächen jenseits von Standards"
Geschrieben am 05.06.2015 2015-06-05
"Solide griechische Grundversorgung"
Geschrieben am 04.06.2015 2015-06-04
"Empfehlenswerte Fischküche mit Anspruch jenseits des Einerleis"
Geschrieben am 03.06.2015 2015-06-03
"Großzügiges italienisches Restaurant mit solider, schmackhafter Küche"
Geschrieben am 02.06.2015 2015-06-02 | Aktualisiert am 02.06.2015
"Altbackenes Lokal mit kleiner "Balkanecke" auf der Karte, die auf dem Teller leider enttäuscht"
Geschrieben am 01.06.2015 2015-06-01
"Schmackhafte Regionalküche mit Überraschungen in einer historischen Windmühle"
Geschrieben am 31.05.2015 2015-05-31
Allgemein:
Die gleichnamige Wirtsfamilie verfolgt ein Konzept, dass sich von der Standardgastronomie auf Norderney deutlich absetzt. Eine reduzierte Karte, insoferne vergleichbar mit dem Fischwerk und ein bistromäßiges Ambiente prägen das Scheerers. Das Motto ist zwar „Fleesch, Fisk und Meer“, doch liegt der Schwerpunkt bei höherwertigen Steaks.
Auch im Scheerers konnte nicht alles überzeugen, aber es ist ein Besuch wert. Das Publikum gemischt und im Schnitt sicherlich aus gut situierten Kreisen, denn im Scheerers kann man einige Euros lassen, wenn man Schwergewichte des Steakangebots auswählt.
Trotzdem finde ich das Preis-Leistungs-Verhältnis noch ausgewogen und es gibt vier Sterne.
Das Scheerers pflegt eine Homepage, die für meinen Geschmack merkwürdig persönlich/hundelastig ist. Aber sie zeigt die Karte, was das wichtigste an einer Restaurantseite ist.
Service:
Erst einmal fällt auf, dass sämtliche Servicekräfte in sehr legeren Freizeitklamotten und Kellnerschürze ihren Dienst verrichten. Neben zwei etwas älteren Bedienerinnen erlebten wir vier weitere, sehr junge Kräfte. Einmal fielen hinter der Theke auch deutlich Worte von erfahren zu jung. Aber insgesamt waren alle engagiert und freundlich unterwegs.
Wie wir unserem Kassenbon am Ende entnehmen konnten, hatte uns Frau Scheerer bedient. Sie wies uns auch auf die Garzeit für das georderte Lammgericht hin, nachdem wir unsere Pause zwischen Vor- und Hauptspeisen einforderten. Sie machte einen patent-offenen Eindruck auf uns.
Den als Digestif georderten Linie Aquavit gab sie als Kompensation für unsere Unzufriedenheit mit dem Lammgericht aus (siehe unten).
Für den Service 3,5 Sterne.
Die Getränke kamen flott und die Speisenfolge unter Beachtung unserer Pausenzeit passte. Die Temperatur der Weine war leider nicht optimal. Der Riesling und der Rosé sollten einige Grad kälter sein und der Shiraz hatte bestimmt seine 20 Grad und mir damit zu warm. Die Weine als solche für 5,90 € für 0,2 l sehr akzeptabel (Shiraz 6,20 €).
Ansonsten muss man mit Bierdurst für ein Veltins 0,2 l 2,30 € berappen; Mineralwasser finde ich auf der Karte nicht.
Essen:
Auf der Homepage sieht man die Standardkarte und ein Blatt mit aktuellen Angeboten; im Restaurant ergänzt um Entrecôte vom friesischen Galloway, 100 Gr. für 15,50 € (Mindestgewicht 250 Gr.) einschl. Beilagen.
Auf dem Tisch Olivenöl, eine Pfeffermühle, grobes Meersalz und eine Blockhouse-Würzmischung. Gebracht wird ein grobporiges Stangenbrot mit noch leicht knuspriger Kruste. Auch im Scheerers soll man sich aus dem Salz und dem Olivenöl einen Dip für das Brot machen. Ich finde das schon lange nicht mehr originell; aus Wirtssicht ökonomisch, da ohne Aufwand. Das Salz auch zu grob, in einer Mühle wäre es besser aufgehoben als in dem Gläschen. Brot nachzubringen wurde angeboten.
Dann einmal Rucola-Tomate-Mozzarella (7,60 €) und die Tomatencremesuppe (4,80 €). Diese ein weiteres Highlight in meiner derzeitigen T-Suppenphase. Ein sichtbares Löffelchen Pesto und zwei mit Creme Fraiche passten gut zur heißen, sämigen und fruchtigen Suppe. Auch die Portionsgröße war für den Preis mehr als in Ordnung. Natürlich wurde sie durch eine gute Prise Habaneropulver geadelt.
Meine ständige Begleiterin war mit ihrem Teller mit einer Halbkugel und einer Scheibe Mozzarella auf Rucola mit einer Umrahmung von halbierten Cocktailtomaten ebenfalls sehr zufrieden. Nun: Ich finde Mozzarella sehr geschmacksarm und auch hier mussten Balsamico und die sehr leckere, auf einem Rucolapesto basierende Vinaigrette herhalten, um dem Käse auf die Sprünge zu helfen. In feinerer Küche sollten auch bei Cocktailtomaten die Stielansätze entfernt werden.
Als Hauptspeisen hatten wir uns Deichlammrücken mit Kartoffelgratin und Spinat (22,50 €) sowie das Ribeyesteak 350 Gr. (29,50 €) ausgesucht. Zum Steak wählte ich als Beilage Pommes. Zudem darf man sich am Salatbuffet bedienen. Auf diesem nicht nur schlicht gemüsiges, sondern auch Antipasti wie mit Spinat gefüllte Champignons, gebratene Champignons, angegarte Zucchinischeiben oder Paprikastreifen und die oben schon gelobte Pestovinaigrette. Also eine gute Auswahl.
Der Lammrücken in Gestalt von drei Tranchen vom Lammkarree. Bei der Order war kein Garzustand erfragt worden und im Ergebnis war es nahezu well done. Auch die flaue Würzung konnte nicht überzeugen. Sehr gut das Kartoffelgratin mit seiner Käse-Schmandnote. Der Spinat hätte kräftiger gewürzt sein können; etwas Zwiebel und etwas Knoblauch konnten vernommen werden.
Mein Steak im erwünschten Garzustand medium und kräftig gegrillt (Lavagrill steht auf der Karte). Die sichtbare Würzung konnte gut mit dem Steakgewürz und schwarzer Pfeffermühle ergänzt werden. Das Steak hat mich bis zum letzten Bissen überzeugt (nur ein wenig Fettrand ließ ich auf dem Teller).
Summa summarum sollen es 3,75 Sterne für das Essen sein.
Ambiente:
Fangen wir auf dem Trottoir an: Es war ein sommerlicher Abend und das Scheerers hatte ein paar runde Tische auf den Bürgersteig gestellt, wo sie ungeschützt stehen. Da die Verkehrsströme in der Nebenstraße überschaubar sind, mag dies tolerabel sein. Im unteren Bereich viele großzügige blanke Zweiertische (mit Platzset, Stofftischdecke und allen Besteckvarianten eingedeckt). Man sitzt auf bequemen Stühlen, die auf einem rötlichen Fliesenboden stehen. Insgesamt ein eher funktional-sachlich gestaltetes Interieur. Die Laufwege großzügig.
Dann geht es eine Treppe aufwärts und man sieht gegenüber den Tresen und rechts davon die offene Küche, in der Herr Scheerer und ein weiterer Koch agieren. Rechts neben der Treppe zudem das Salatbuffet. Einige Tische auch auf dieser Ebene, zudem eine sehr großzügige Spielecke für Kinder. Besticht das Parterre durch die Raumhöhe und Luftigkeit, ist es im Obergeschoss wärmer und man riecht deutlich den Grill.
Die Toiletten erreicht man über die obere Ebene wieder treppabwärts.
Sauberkeit:
Sehr sauber. Nach dem Abräumen werden die Tische gründlich für die nächsten Gäste gewischt.