Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Das Ambiente **** (4 Sterne)
Zehn Minuten Autofahrt, und wir stehen vor einem dreistöckigen, rot geklinkertem, stattlichen Bau, in dessen Erdgeschoß die Familie Russo ihre Gäste bewirtet. Parkplatzsorgen gibt es am Maruzzella in der Regel nicht, vor dem Haus ist ein breiter Parkstreifen. Dem Klinkerbau vorgesetzt ist ein geräumiger Wintergarten und zusätzlich noch eine ziemlich große Terrasse.
Tür auf, Tür zu, und wir gehen, begrüßt vom Padrone, vor einer Theke entlang in den Gastraum. Der Chef bietet uns einen weiß eingedeckten Zweiertisch neben dem Eingang zum Wintergarten an. Wir nehmen auf bequemen, mit schwarzem Kunstleder bezogenen Hochlehnern Platz. Wir sitzen bequem, bequemer als in manchen italienischen Restaurants mit lotrechten Stuhllehnen.
Wir lassen den Blick durch den Gastraum schweifen, entlang an Regalwänden, auf deren dunkelfarbigen Böden Weingläser, Essig-Öl- und Gewürzmenagen ein Spiegelbild im rückwärtigen Wandspiegel liefern. Türhohe, in hellem Bordeauxrot getünchte Baluster, die nicht wesentlich breiter als die Regalböden und vor die Wände gesetzt sind, begrenzen die Regale, betonen Türen und Fenster und tragen den im Raum ringsum verlaufenden beigefarbigen Obergurt. Auf diesem unterstützen Weinflaschen das mediterrane Flair des rot-braunen Steinfußbodens.
Aus der Unterseite des Obergurtes strahlen LED-Spots auf zeitgenössische Gemälde und geben dem Raum eine indirekte Beleuchtung. Direkt beleuchtet wird der Gastraum von zwei riesigen Leuchtern, die aus einer mächtigen Kastenöffnung in der beigefarbigen Decke herabhängen.
Es ist ein angenehmes, mediterranes Ambiente: Note "gut" und vier Sterne.
Der Service ** (2 Sterne)
Eine junge Dame unterstützt den Padrone im Service. Sie überreicht uns die Speisekarten. Wir ordern eine Flasche italienischen Mineralwassers (die Dreiviertelliterflasche zu 5,50 €) und ein Pils aus dem Siegerland (0,3l zu 2,50 €). Die junge Dame serviert, wir haben inzwischen die Speisekarte und die hinzugestellte Tafel mit Tagesgerichten studiert. Die kryptischen Pizzanamen wie "Papa Lucio" verraten nichts über die Beläge der Pizzen, wir fragen. Ob die junge Dame noch lernt? Sie fragt beim Padrone nach, der uns dann Auskunft gibt.
Wir werden den Abend über von der Servicekraft und dem Chef bedient. Beide sind freundlich. Aber am Ende des Abends schauen wir auf zwei Fehler im Service zurück, die selten einen Gast auf einmal treffen. Hierüber ist noch zu erzählen, das Urteil über den Service nehmen wir schon einmal vorweg: zwei Sterne und damit "Luft nach oben".
Das Essen *** (3 Sterne)
Tagesgerichte, die für ein Ristorante typisch sind, finden sich auf der an den Tisch gestellten Tafel: Schinken und Melone, Lachscarpaccio, Penne, Fettuccine, Seeteufel, Kalbsrücken. Typische italienische Gerichte finden sich auch in der gedruckten Speisekarte: verschiedene Salate, Pizze und Pasta, einige Fisch- und Fleischgerichte und ein paar Desserts. Die Preise scheinen angemessen, sie liegen auf dem üblichen Niveau derer von Pizzerien und Restaurants in Kleinstädten.
Wir wählen, nachdem uns der Chef "Papa Lucio", "Pizza Maruzzella" und Ähnliches erklärt hat,
– einen "Piccola Insalata mista" (5,50 €) und eine "Pizza Diavolo" (7.- €) und
– einen "Insalata 'Maruzzella' con Tonno" (8,50 €) und eine "Pizza Maruzzella" (9,50 €).
Der Chef schreibt die Bestellung in sein Blöckchen, die junge Dame bringt den Gruß aus der Küche. Es ist frisches Brot, ganz lecker, und ein Schälchen mit eingelegten, entsteinten, schwarzen Oliven und eingelegten getrockneten Tomaten. Wir goutieren. Letztere haben einen intensiven Tomatengeschmack. "Schmeckt nach 'mehr'", sind wir uns einig.
Die Salate lassen nicht lange auf sich warten. Meine Frau bekommt einen stattlichen Teller voller Salat, so stattlich und optisch so wie mein "Maruzzella con Tonno", nur daß bei mir zusätzlich reichlich Thunfischstücke auf dem Salatberg liegen.
Der Salat ist frisch und knackig. Verschiedene Blattsalate, Gurken- und Radieschenscheiben, Ruccola, Möhrenschnipsel, Paprika- und Tomatenstückchen sind mit einem schmackhaften Balsamico-Öl-Dressing garniert. Wir sind mit den Salaten sehr zufrieden, zumal der – im Nachhinein sage ich – vermeintliche "Piccola Insalata mista" gar nicht klein ist. Wir kennen allerdings zu diesem Zeitpunkt einen der Servicefehler noch nicht.
Der Chef bringt die Pizzen persönlich. Meine bessere Hälfte bekommt eine – jetzt sage ich im Nachhinein wieder – vermeintliche "Pizza Diavolo" und wundert sich etwas über fehlende Peperoni. Aber die könnten sich ja unter dem Käse versteckt haben. Nach den ersten Bissen wird sie noch skeptischer: "Ist das überhaupt eine 'Diavolo'"? Die herbeigewunkene junge Dame braucht wieder Chefunterstützung. Der bedauert: Da liege leider ein Mißverständnis vor. Er habe die Pizza "Papa Lucio" notiert.
Keine Spur von Diavolo-Schärfe in der "Papa Lucio". Zur Entschädigung bringt der Padrone ein Schälchen mit eingelegten Peperoni, die allerdings den eindruckslosen Geschmack des Tomaten-, Mozarella- und Olivenbelags von "Papa Lucio" auch nicht wettmachen können.
Ein letzter Rettungsversuch, meine Frau ordert noch scharfes Öl, um vielleicht doch noch Schärfe an die vermeintliche "Diavolo" zu bekommen. Aber auch das Öl hilft nicht, wovon ich mich mit einem Schuß über meine "Maruzzella" überzeugen kann.
Meine "Pizza Maruzzella" ist reichlich belegt: Paprika, Champignons, Salami, Prociutto, Artischocken, Oliven. Geschmacklich ist sie o. k., aber bei beiden Pizzen vermissen wir gewohnte Merkmale. Sind sind am Rande zu dick, fast schon amerikanisch. Knusprig sind die Pizzaböden und die -ränder auch nicht, eher weich.
Der gute Eindruck vom Essen, den die Salate hinterlassen haben, ist hin. Die Pizzen beurteilen wir als verbesserungsfähig, also "Luft nach oben". Zusammen mit den Salaten, die vier Sterne verdient haben, und dem Gruß aus der Küche bewerten wir das Essen mit drei Sternen, also o.k.
Den italienischen Kräuterlikör, den ich nach der magenfüllenden Pizza ordere, wird von der jungen Dame flugs gebracht. "Geht auf die Rechnung des Hauses!", sagt sie leise, und ich süffel das reichlich bemessene alkoholische Kräuterelixier, dessen Menge die Vier-Hunderstel-Eichmarke deutlich übersteigt – eine Wiedergutmachung für die verpatzte Pizzalieferung!?
Noch immer ahnen wir nichts vom Geheimnis des überdimensionierten "Piccola Insalata mista". Das lüftet sich, als die junge Dame die Rechnung bringt. Statt des "Piccola Insalata mista" ist ein "Insalate Maruzzella" zu 7.- Euro aufgeführt, und die "Papa Lucio" schlägt mit 9.- Euro, statt der 7.- Euro für die "Diavolo" zu Buche.
Schlagartig wird uns klar, wieso sich die beiden Salate nur durch die Thunfischauflage unterscheiden. Der Padrone entschuldigt sich auch hier, er habe den falschen Salat notiert. Er reagiert umgehend auf seine Fehler und reduziert die Rechnung um 4,50 €.
Die Sauberkeit ***
*(3,5 Sterne)Tische, das Geschirr und die Bestecke sind sauber, der Gastraum auch. Das geübte Hausfrauenauge entdeckt hier und da Staub auf dem Spiegel an der Wand. Die Toiletten haben wir nicht benutzt. Für die Sauberkeit gibt es von uns knappe vier Sterne.
Das Preis-/Leistungsverhältnis *** (3 Sterne)
Der Chef hat die Servicefehler bedauert, die Rechnung reduziert und ein Getränk spendiert. Nichtsdestoweniger sind bei vier bestellten Speisen zwei falsch servierte eindeutig zu viel: Fehlerquote 50 Prozent. Die verpatzte Serviceleistung und die Beschaffenheit der Pizzaböden lassen uns das Preis-/Leistungsverhältnis trotz der guten Salate gerade noch mit o.k., also drei Sternen beurteilen.
Das Fazit *** (3 Sterne)
So richtig zufrieden waren wir mit dem Abend nicht. "Na ja" ist wohl ein geeigneter Kommentar. Drei Sterne gibt es von uns als Fazit für das "Maruzzella". Das damalige Urteil vom ersten Besuch hat sich nicht verbessert.