"Eine weitere Perle des Schwäbischen Waldes"
Geschrieben am 03.02.2015 2015-02-03 | Aktualisiert am 27.04.2015
"Hauptkarte aus ausgezeichneten vegan - vegetarische Speisen"
Geschrieben am 20.01.2015 2015-01-20
"Aussichtsreiche Lage"
Geschrieben am 01.10.2014 2014-10-01
Die korrekte Anschrift lautet:
Schassbergers Hotel Ebnisee, Ebnisee 2, 73667 Ebnisee
(Diese Seite des Ebnisee gehört politisch zu Welzheim und nicht zu Kaisersbach, leider Kennt Google den Ort nicht. (Siehe auch HP)
Chronik
Ursprung des Hotels am Ebnisee war das 1886 erstellte "Schweizerhaus am See", das als Sommerwirtschaft diente. 1938 erwarb Küchen- und Konditormeister Ernst Philipp Schassberger das inzwischen in "Hotel Café Restaurant" umbenannte Haus. Dessen Witwe - Ilse Schassberger - führte das Haus bis zur Übernahme durch deren Sohn - Ernst-Ulrich W. Schassberger im Jahre 1990. Es führte dann unter dem Namen "Wirtshaus am Ebnisee" ein Schattendasein unter versch. Pächtern, was zu einer gewissen Abwirtschaftung führte. 2011-2012 wurde es durch Ernst-Ulrich W. Schassberger renoviert und aus seinem Dornröschenschlaf geweckt.
Erreichbarkeit
Der Ebnisee ist mit dem PKW leicht zu erreichen, weil gut ausgeschildert, sowohl über Schorndorf als auch Winnenden und Backnang. Er ist an Wochenenden deshalb ein beliebtes Naherholungsziel für Stuttgarter und Bewohner der Region. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln allerdings hapert’s. Der Bus 263 von Schorndorf nach Ebni bzw. Althütte fährt am Wochenende nur sehr sporadisch, also nicht zu empfehlen.
Philosophie und Motivation
Schassberger hat 2010 die Initiative Coq d'Or ins Leben gerufen. Deren Zielsetzung ist die Bewahrung des kulinarischen Erbes einzelner Regionen bzw. regionaler Landstriche. Alte oder gar uralte Rezepte unserer Vorfahren sollen nicht in Vergessenheit geraten bzw. neu belebt werden. Bei den zertifizierten Mitgliedern gibt es mindestens 3 traditionelle Speisen der jeweiligen Gegend. Um dieses Angebot näher kennenzulernen und die Lust auf etwas Deftiges haben mich bewogen die Pfingstfeiertage für einen spontanen Ebniseetrip zu nutzen.
Bedienung
Da ich erst kurz nach 13:30 Uhr ankam, wies mich Herr Schassberger freundlich darauf hin, dass ich wegen des starken Andranges (vollbesetzter Biergarten und Seeterasse) mit einer Mindestwartezeit bis 14:00 Uhr rechnen müsse. Ich reservierte den Ecktisch in der Flösser-Stube und nutzte die Zeit, für einen Spaziergang um den See, der trotz sengender Hitze infolge der schattigen Waldwege angenehm war.
Als ich gegen 14:15 Uhr wieder eintrudelte, hatte sich die Situation ein wenig entspannt. Auf meinem Tisch lag bereits die ansprechend gestaltete Speisekarte aus der mir beim ersten Durchblättern sofort das einseitige Anbot des Coq d’Or Menüs ins Auge stach, für das ich mich auch prompt entschied. Der Hitze wegen verzichtete ich auf meinen geliebten Rotwein und bestellte ein kühles "naturtrübes Schoofseggel" Bier der Lammbrauerei Hilsenbeck aus Gruibingen.
Ich hatte die Karte noch nicht ganz durchgeblättert als schon die Bedienung neben mir stand und geduldig auf meine Bestellung wartete. Das bestellte Bier wurde mir in der Bügelflasche mit dazugehörigem Bierseidel serviert. Das dauerte keine 5 Minuten.
Ich hatte grad mein Glas eingeschenkt, da kam auch schon das erste Amuse Bouche (kalt), fünf Minuten später das zweite (warm). Nach weiteren 15 Minuten wurde der Salatteller serviert. Der Hauptgang und das Dessert folgten im 20 Minutenabstand. Ich hatte also ausreichend Zeit die einzelnen Gänge zu genießen. Interessehalber habe die Pausenzeiten tatsächlich mit der Stoppuhr gestoppt.
Eine Meisterleistung des Kochs, der nur mit einer Aushilfe den Feiertagsansturm bewältigte. Er hat offensichtlich die Ruhe weg und die Arbeit macht ihm sichtlich Spaß, wovon ich mich bei einem Blick in die Küche überzeugt habe. Kein Handgriff geschieht hier unnötig.
Das Essen
Amuse Bouche 1
Serviert wurde ein Schälchen mit köstlichem Kräuter-Sahne-Quark und einem Körbchen Bauernbrot, das sehr gut mit dem Aufstrich harmonierte.
Amuse Bouche 2
Brotsuppe aufgekocht mit Rinderkraftbrühe und einem Schuss Bier. Ein Rezept, das ich so noch nicht kannte, ein sehr angenehmer Appetizer.
Salatteller
Dieser lachte mich förmlich an. Getoppt war er mit frischen Blattsalaten (rotem Eichblatt und Friseesalat), hausgemachten Croutons und frischen Möhrenstreifen. Die Basis bildeten ein echter schwäbischer Kartoffelsalat (kein Mus), Streifen von rotem, gelbem und grünem Paprika, geraspelte Möhren, Datteltomaten und Gurken. Blatt- und Gemüsesalate waren gekonnt mit einem hausgemachten Kräuterdressing abgeschmeckt.
Suppe
Kein Schwabenessen ohne Suppe und dann noch Flädlesuppe - Rinderkraftbrühe mit einer Einlage aus fein geschnittenen, hauchdünnen Pfannkuchen - ein Sonntagsessen für sich. Sehr schmackhaft und dezent gewürzt, traditionell korrekt mit geschnittener Petersilie.
Hauptgericht
Omas Sauerbraten mit handgeschabten Spätzle vom Brett, eine Köstlichkeit für sich. Das verwendete Rindfleisch (kein altes Kuhfleisch) sehr zart und dennoch schnittfest. Auf dem Teller lagen 2 ordentliche Scheiben Fleisch (eine hätte mir auch gereicht) und eine große Portion Spätzle (auch hier hätte mir die Hälfte gereicht). Angerichtet war das Ganze mit einer appetitlichen, leicht sämigen, braunen Soße mit dezentem Essiggeschmack, gekonnt abgerundet mit Rotwein und geringfügig Zucker (wahrscheinlich ein kleiner Hinweis auf die rheinische Abstammung des Kochs). Eine Kirschtomate und ein Zweig Pimpinelle zur Verzierung beigefügt.
Dessert
Schwäbischer Ofenschlupfer mit Vanillesoße und Schlagsahne. Meine bayrischen Freunde kennen das Gericht wahrscheinlich als Scheiterhaufen. Eine köstliche alte Mehlspeise aus in Milch eingeweichten Semmeln, Eiern, Äpfeln, Zucker, Zimt, Mandeln und in Rum eingeweichten Rosinen. Obwohl ich schon von den vorherigen Gängen papp satt war, das wurde Rumpf und Stumpf auch noch dazu gepackt. Nichts, aber auch gar nichts davon durfte umkommen.
Jetzt tat ein kräftiger Espresso gut, der mir zusätzlich serviert wurde.
Zu den ersten vier Gängen gab’s das geliebte Schoofseggel Bier. Insgesamt hat mich der Spaß 30,-€ gekostet.
Das Ambiente
Die Ernst-Philipp- und Ilse Stube sind feierlich eingerichtet mit weißen Hussen und schönem Blick auf den See.
Die Flösserstuben etwas rustikaler mit liebevoll drapierten Antiquitäten.Alle Tische in diesem Bereich sind mit (Stoff-) Tischläufern bzw. Decken einladend eingedeckt. Besteck wird mit dem Essen aufgelegt und mit jedem neuen Gang ersetzt.
Der Biergarten (Schoofseggel-Alm) urig mit hellbraunen, schweren Holzbänken (mit Rückenlehne) und Tischen (6-10 Personen) Schreinerware, gefertigt aus ca. 5 cm starken Holzplanken, dazu dunkelblaue Sonnenschirme, die angenehmen Schatten spenden. Für Essensgäste stehen hier Besteck und Servietten in Bierkrügen auf den Tischen bereit.
(Auf eine wörtliche Übersetzung des Biernamens verzichte ich an dieser Stelle um keine Deaktivierung zu riskieren. Wer mehr darüber wissen möchte siehe http://www.schoofseggl.de)
Auf der Seeterrasse, hoch über dem Promenadenweg, kann man gemütlich sitzen, speisen und den Seeblick genießen, sowie besonders an Wochenenden die vorbeidefilierenden Passanten beobachten. Wegen des langen Weges von der Küche muss man hier beim Service kleine Abstriche machen (Kellner und Bedienungen sind halt auch nur Menschen), besonders dann wenn die Hälfte des Personals erkrankt ist und sich, wie an Pfingsten geschehen, nicht ausreichend Ersatz mehr findet (überall herrscht halt Personalmangel).
Der Sandstrand und die Kaiserloge - mit den aufgestellten Strandkörben hauptsächlich von Hotelgästen genutzt - weckt in manchen wohl Erinnerungen an den Ballermann. Die im Außenbereich - zwar relativ dezent - abgestrahlte Unterhaltungsmusik tut noch ein Übriges dazu. Zumindest während der Essenszeiten wäre eine andere Musikauswahl wünschenswert. Obwohl ich dazu auch meine Vorbehalte habe, möchte ich wegen diesem Punkt die Gesamtbewertung nicht versauen und gebe trotzdem 4 Sterne.
Weil die mit öffentlichen Mitteln (60.000 €) geförderte Toilettenanlage am Ebniseeparkplatz (ca. 100 m entfernt) nur sporadisch geöffnet wird, versuchen immer wieder Durchreisende, Spaziergänger und Badende die Hoteltoiletten zu nutzen, was diesen auch hin und wieder gelingt. Deren Hinterlassenschaften sind manchmal nicht sehr angenehm. Für die Gäste bedeutet das, die Unannehmlichkeit an der Theke den Toilettenschlüssel holen zu müssen.
Sauberkeit
Das alte Gebäude hat trotz Renovierung in Punkto Sauberkeit seine besonderen Tücken. Viele Ecken und Kanten, die man heute baulich vermeiden würde, ziehen einen erheblichen Aufwand nach sich. Trotz allem machen Gast- und Nebenräume und Toiletten einen saubereren Eindruck. Darunter fällt auch die Küche, in die ich einen Blick werfen konnte.