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Mitnichten, aber eine provozierende Textzeile verführt doch ( hoffentlich ) zum Lesen.
Aber ganz Unrecht habe ich sicher nicht. Die umgebende Landschaft wurde durch die Industrie zur Hinterlassenschaft des Bergbaus, Millionen Tonnen Kohle wurden hier aus dem Sand geholt. Zurück blieb eine sogenannte Bergbaufolgelandschaft, die jetzt mit Millioneninvestitionen zu einem, wenn nicht dem größten, Seengebiet Europas umgestaltet wird.
Und so kommen wir jetzt zum Seehotel in Großräschen. Für alles Mögliche ist die Gegend hier sicher bekannt, aber sicher nicht zuerst für gute Küche. Und trotzdem, hier kocht ein Team unheimlich gut gegen das Mittelmaß an, aus meiner Sicht die mit beste Küche in der Region.
Aus einem Lehrlingswohnheim hat ein Visionär mit reichlich Enthusiasmus und Geld ein 4 Sternehotel geschaffen, dass, wenn alles klappt, bald an einem See liegen wird. Tagungszentrum, Hotel, weitläufiger Garten, Restaurant, alles unter einem Dach. Die strahlend weiße Fassade birgt aber noch eine weitere Attraktion, ein Fälschermuseum, sicher ziemlich einmalig. Und zu Events kann man im Fälschermuseum auch an festlich gedeckten Tischen Platz nehmen und vornehm speisen, unter den Blicken der Van Goghs, Raffael, Renoir....... Schon nett.
Normalerweise gibt es aber ein Restaurant mit gediegener Einrichtung, vielleicht ein wenig schwülstig und eine modern eingerichtete Terrasse.
Die Karte teilt sich in einen eher gutbürgerlichen Teil zu günstigen Preisen und ein dem verwöhnten Gaumen vorbehaltenen Teil mit Menüs oder zur lustigen Mischung empfohlen, hier eher höherpreisig.
Aber heute sollte es ja ein Menü sein ( 4 Gänge für 2 Personen zu 99,00€, eventuell mit Weinbegleitung a 25,00€).
Und so war dann auch die Hütte voll, erwartungsvolle Gäste an festlich gedeckten Tischen, begrüßt mit einem Gläschen Sekt.
Der Einfachheit halber entschieden wir uns für die Weinbegleitung. Ansonsten bietet die Weinkarte eine gute Auswahl zu ordentlichen Preisen.
Wie hier gewohnt, gibt es Brot, Butter und Schmalz zur Überbrückung und dann folgte auch schon das Amus Bouche: Krabben auf Gelee mit ... Ja, womit? Vergessen, es war eine Art Frischkäsecreme, nicht zu wuchtig, ein geschmacklich und optisch netter Einstieg. So schlürften wir nebenbei an unserem Traminer und freuten uns auf das "Scharfe Vorspiel": geräucherter Skrei mit fermentiertem Sellerie, Avocado-Mangocreme, Meerrettich und Wildkräutern. Übersichtlich, aber hier wurde der Geschmack aus den Grundzutaten herausgekitzelt. Einzeln, für sich, kombiniert, mit Wasabi.... Jeder Bissen anders, immer wieder Entzücken am Gaumen.
Nun freute ich mich besonders auf den Zwischengang, das " Heftige Knistern": Filet vom Hirsch mit Kohl und Preiselbeergel. Was hier so einfach klingt, versetzte mich und meinen Gaumen in Verzückung. Perfekt bereitetes Filet vom Hirsch, butterzart, dazu Kohl in verschiedensten ursprünglichen Formen. Selbst Rotkohl in einer Knusperpannade wurde geboten, Rosenkohl, Blumenkohlröschen..... Dazu eine sämige dunkle sehr gut abgeschmeckte Wildsauce. Genuß bei jedem Bissen. Mein Lächeln passte zu denen auf dem Gemälde, war aber keine Fälschung......
Der nächste Gang war betitelt als "Heiße Küsse": Perlhuhnrolle gefüllt mit Nüssen und Kakao, Süßkartoffeln, grünem Spargel und Kartoffel-Artischockenravioli. Sicher unschwer zu erraten, dass uns auch hier perfekter Genuss umfing. Natürlich konnte der eher zurückhaltende zartere Geschmack des Perlhuhns die Wucht des vorangegangen Wildganges nicht bieten, wurde aber durch den dazu kredenzten trockenen Roten unterstützt und so formte sich dieser Hauptgang ebenso zu einem Erlebnis.
Schon äußerst zufrieden, erwartete uns nun noch die "Süße Verführung", ein Zusammenspiel verschiedener Schokoladendarbietungen mit Zitrusfrüchten. Und wie so oft und gewünscht, war auch hier das Dessert der Punkt aufs "i". Jeder Löffel zarter Desserttraum und wie ein Traum, leider irgendwann vorbei. Aber die Erinnerung bleibt und mit ihr kommt auch wieder das Lächeln zurück, so geheimnisvoll wie das der Mona Lisa, selbst diese ist im Fälschermuseum zu finden.
Also, Weltenbummler! Keine Angst vor der Wüste, selbst hier gibt es eine Oase, die man kennenlernen sollte!