"Vom Flüchtling zum Lokalbetreiber"
Geschrieben am 17.01.2022 2022-01-17
Montag: | 15:00 - 22:00 Uhr |
Dienstag: | 15:00 - 22:00 Uhr |
Mittwoch: | 15:00 - 22:00 Uhr |
Donnerstag: | 15:00 - 22:00 Uhr |
Freitag: | 15:00 - 22:00 Uhr |
Samstag: | 11:30 - 22:00 Uhr |
Sonntag: | 11:30 - 22:00 Uhr |
"Neuer Italiener in Neugersdorf"
Geschrieben am 08.10.2015 2015-10-08
Lange war es ruhig in dem bunten Haus an der Neugersdorfer Hauptstraße. Vor Kurzem sind zur markanten Hauswand neue Schilder an der Fassade hinzugekommen. "Lucky - indisches Restaurant und Kebap Haus" wirbt in blauen Buchstaben an der knalligen Fassade um Gäste. Anfang Dezember hat der Inder Labh Sing hier unweit der Volksbank sein eigenes Restaurant eröffnet.
Seit November hat Labh Sing das Lokal gemietet und innen renoviert. Die Räume haben frische Farbe bekommen - genauso farbenfroh wie das Haus von außen aussieht. Sein Vermieter ist ein Landsmann. Der hatte das Gebäude schon im vorigen Jahr bereits neu angestrichen, es gab Gerüchte um eine baldige Wieder-Eröffnung. Denn vor Jahren war hier bereits ein Döner-Imbiss. Erst jetzt fand sich aber mit Labh Sing ein neuer Betreiber.
Er wagt mit dem Lokal nun den Schritt in die Selbstständigkeit. Bisher hat der 55-Jährige im bekannten indischen Restaurant "Krishna" in Görlitz gearbeitet. 2004 kam er als Flüchtling in die Oberlausitz, er wurde in seiner Heimat Indien politisch verfolgt, erzählt er. Er bekam Asyl und fand in Görlitz auch Arbeit. In dem indischen Lokal arbeitete er 15 Jahre lang. Nun wollte er gern etwas Eigenes machen, wie er sagt. Und landete im Oberland, wo sich die Möglichkeit bot, ein Lokal zu mieten. "Die Lage ist günstig, direkt an der Hauptstraße", nennt er einen Vorteil seiner neuen Gaststätte. Und in der Umgebung gebe es noch wenig Angebot an indischen Speisen. Da hat er eine Nische für sich entdeckt. Denn indisch zu kochen, ist seine Leidenschaft.
Bisher finden sich allerdings noch gar keine indischen Gerichte auf der Karte. Die indischen Speisen brauchen gute Vorbereitung, begründet der Inhaber das. So brauche er zum Beispiel die richtigen Zutaten. Spezielle indische Gewürze sollen in den nächsten Tagen erst noch geliefert werden. Um aber das Lokal bereits öffnen zu können, startete Labh Sing erst einmal mit Döner, Pizza und Schnitzel. Ab Ende dieser Woche will er probeweise die ersten indischen Gerichte anbieten und dann auch eine indische Speisekarte erstellen lassen.
Sein Ziel ist es, die Neugersdorfer für indisches Essen zu begeistern und diese Speisen hauptsächlich zu verkaufen. "Döner und Pizza gibt es ja überall", sagt er selbst.
Tatsächlich ist das neue "Lucky" das dritte Schnellrestaurant dieser Art - im Umkreis von rund zwei Kilometern. Auf dem Karl-Marx-Platz in der früheren Erbgerichtsschmiede gibt es einen Döner-Laden und erst im vorigen Jahr eröffnete ein Döner-Lokal an der Zittauer Straße im ehemaligen Broiler-Eck.
Vor Jahren war Neugersdorf schon einmal so etwas wie die Döner-Hauptstadt im Oberland. Hier gab es sogar den ersten Döner-Laden weit und breit nach der Wende. Bereits Anfang der 1990er Jahre eröffnete der erste Döner-Imbiss in einem Mini-Geschäft an der Hauptstraße, unweit von "Stadt Zittau". Der "Efe-Imbiss" war eine Institution im Oberland. Im Frühjahr 2013 gab der Inhaber den Laden an einen Nachfolger ab. So erfolgreich wie sein Vorgänger wurde er aber nicht mehr - der Laden schloss schon bald für immer.
Nun hat Neugersdorf erneut drei Döner-Lokale. Labh Sing will sich jedoch abheben - eben mit den typischen Gerichten aus seinem Heimatland. Hauptsächlich werden die Gerichte mit Hähnchenfleisch zubereitet, aber auch zum Beispiel Lamm, Ente oder Fisch wird es geben. Auf die indischen Spezialitäten warten die Kunden schon, sagt Labh Sing. Viele seien bisher auch aus dem Oberland nach Görlitz gekommen, in das Lokal, wo er zuvor arbeitete. Deshalb ist er sicher, dass seine Kreationen hier gut ankommen werden. Immer wieder würden auch Leute nach den indischen Spezialitäten fragen. Und neulich, erzählt er, ist eine Familie da gewesen, die in Görlitz zu den Stammkunden zählte und ihn vor dort schon kannte. "Sie haben auch gesagt, sie freuen sich schon, wenn bald die indische Speisekarte kommt."
In seinem neuen Laden beschäftigt Labh Sing bislang einen Mitarbeiter. Der erst 18-Jährige Yuvraj Barod stammt ebenfalls aus Indien und lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Hier hat er voriges Jahr seinen Schulabschluss gemacht und suchte eigentlich nach einer Ausbildungsstelle als Hotelfachmann. Doch aufgrund der Corona-Lage, in der viele Hotels und Pensionen zu knabbern haben, fand er nichts. "Da habe ich mich entschieden, erstmal arbeiten zu gehen und mein eigenes Geld zu verdienen." Bei seinem Landmann bekam er die Gelegenheit dazu. "Hier im Laden mache ich alles", sagt Barod. Vom Zubereiten der Speisen bis zum Verkauf. Und auch der Chef selbst steht in der Küche und hinter der Theke.