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Oben schauten wir den Gleitschirmfliegern beim Starten zu. Die thermischen Bedingungen waren für diese „wilden Flughunde“ optimal. Unsere Kleine staunte nicht schlecht, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben fliegende Menschen sah.
Für die Einkehr am Abend hatten wir im Vorfeld ein paar Tipps von Einheimischen eingeholt. Das Gasthaus Zur Mühle in Buggingen wurde uns als formidable Adresse in Sachen Hausmannskost empfohlen. Außerdem sollte man auf der hübsch angelegten, von Rebstöcken umfriedeten Terrasse dieses altehrwürdigen Traditionslokals ausgesprochen schön sitzen. Ein Anruf am Mittag sicherte uns einen der letzten freien Tische unter freiem Himmel.
Die Mühle wird seit 2016 von Peter und Christine Löffler betrieben. Das erfahrene Gastropaar – er in der Küche, sie im Service – weiß, wie man seine Gäste verwöhnt. In der gutseigenen Straußwirtschaft („Ziegelhofstraußi“) auf dem Weingut „Ziegelhof“ in Ballrechten-Dottingen taten sie dies viele Jahre lang. Den Ziegelhof (samt Besenwirtschaft) hat ihr Sohn Markus vor rund sechs Jahren übernommen, weshalb man sich ein neues Aufgabenfeld suchte und im historischen Gemäuer einer 1778 erbauten Mühle im Nachbarort Buggingen schließlich fand.
Das historische Anwesen
Hier wird den Gästen Handfestes aus der Heimat, sprich klassische badische Fleischküche, serviert. Der gelernte Winzer und Weinhandelsküfer Peter Löffler bedient sich dabei alter Familienrezepte, die er auch gerne mal in den Rhythmus der Saison stellt. Doch nicht nur die Saisonalität spielt im Hause Löffler eine wichtige Rolle, auch der Verwendung regionaler Zutaten wird hier gerne Rechnung getragen. So bezieht man zum Beispiel das Fleisch und das Gemüse komplett aus der näheren Umgebung (Schallstadt und Bollschweil).
Pünktlich um 19 Uhr schlugen wir an dem in idyllischer Ortsrandlage befindlichen, von außen sehr gepflegt wirkenden Gasthaus auf. Aber zunächst nahm niemand Notiz von uns. Die Dame, die den Service zu diesem Zeitpunkt nahezu alleine wuppte, war gerade schwer am Rotieren, da ihr der Ansturm der Gäste alles abverlangte und ihr Kollege aus Osteuropa scheinbar erst eingelernt werden musste. Die kurze Wartezeit bis zur Freigabe unseres Tisches verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang. Als wir uns dann schließlich setzen durften, war ein Kindersitz für unser Töchterchen bereits organisiert.
Die Empfehlungstafel, die neben der Eingangstür zum Inneren der Mühle postiert war, kündete fleischlastig von Rindergulasch mit Nudeln und Salat bzw. von Poularde mit Pfifferlingen und Spätzle. Hausmannsköstlich ging es auch beim restlichen Speisenangebot zu. „Brägele“, Spätzle und Salatteller ergänzten dabei abwechselnd deftig ausgerichtete Leib- und Seelengerichte wie zum Beispiel den hausgemachten Hackbraten, das Hähnchenbrustgeschnetzelte oder den Rindfleischsalat. Saisonbedingt standen auch Pfifferlinge bei der Küche hoch im Kurs und folglich in diversen Ausführungen im Löffler’schen Köchelverzeichnis.
Doch erst musste unser Durst gestillt werden. Außerdem galt es, die verlorengegangenen Elektrolyte schnellstmöglich zu ersetzen. Ein frisch gezapftes Waldhaus Pils (0,4l für 3,20 Euro) für den Wandersmann und ein Waldhaus „alkoholfrei“ aus der Flasche (0,33l für 2,70 Euro) für seine Gattin wurden geordert. Ein halber Liter vom Lieler Schlossbrunnen Mineralwasser (3 Euro) kam noch dazu und in Sachen Flüssigkeitsaufnahme war die Messe gelesen.
Wohlgehopftes aus dem Land der Markgräfler
Von der Terrasse aus hatten wir einen tollen Blick hinüber zu den bewaldeten Bergen des Südschwarzwalds. Wir fühlten uns wohl im Lande der Markgräfler und freuten uns auf ein zünftiges Abendmahl.
Die lauschige Sommerterrasse mit Ausblick
Beide bedienten wir uns von der Standardkarte. Vom Cordon Bleu (12,50 Euro) hatte ich vorher schon ein paar appetitliche Bilder im Netz gesichtet. Das sah wirklich beeindruckend aus. Meine Frau wagte sich an dieses prächtige Panierstück, das sie auch mit einer Portion „Brägele“ statt den üblichen Pommes frites bekam. Vorweg durfte es für sie ruhig noch ein Beilagensalat (4 Euro) sein.
Meine Wahl fiel nach langem hin und her auf den „Badischen Dreiklang“ (12,50 Euro), dessen kulinarische „Terz“ sich über sauer angemachten Ochsenmaulsalat, Wurstsalat bis hin zu den berühmten Bratkartoffeln erstreckte. In der Karte war eine kleine Portion dieses Sattmachers extra aufgeführt. Aber hallo, mit solchen „Lightprodukten“ gibt sich ein echter Pfälzer Kostgänger natürlich nicht ab. Den vollen „Dreiklang“ bat ich leichtfertig zum Gaumenakkord.
Bereits die saftig-frischen, mit einem beherzten Essig-Öl-Dressing angemachten Salatblätter machten einen guten Eindruck. Auch der darunter versteckte, hausgemachte Kartoffelsalat und die definitiv selbstgeraspelte Möhrenrohkost geriet tadellos – comme il faut.
Tadelloser Beilagensalat
Mal schauen, ob die Hauptgerichte genau so viel konnten.
Auf einem stattlichen Oval wurde meine (fast) kalte Platte geliefert. Uiuiui…da hatte ich mir was vorgenommen.
Ein kulinarischer Dreiklang in badisch
In der Mitte thronten die in Butterschmalz gebratenen Knusperkartoffeln. Ein imposanter Anblick. Allein ihr Verzehr hätte zur vollständigen Sättigung eines hungrigen Erwachsenen beigetragen.
Links vom Kartoffelhügel erhob sich Gevatter Wurstsalat,
Essigsaures Durcheinander von der badischen Fleischwurst
während zu seiner Rechten der ansehnliche „Mount Ochsenmaul“ um die Lufthoheit auf dem Teller buhlte.
Darth (Oxn)-Maul
Da hatte ich mir was eingebrockt. Ich versuchte mich abwechselnd durch die blühenden Wurstlandschaften zu futtern. Von den besten „Brägele“ seit langem wollte ich auf keinen Fall welche übriglassen. Dafür waren sie einfach zu köstlich.
Brägele (damals noch nicht fürs Mäggele...)
Letztere schaffte ich dann auch…fast. Die mit unfassbar schmackiger Vinaigrette veredelten, badischen "Fleischwurstspaghetti" verputzte ich sogar in Gänze. Um Darth (Oxn)-Maul zu besiegen, fehlte mir schlichtweg das lukullische Lichtschwert als „Masseverputzungswaffe“. Oder halt das dafür notwendige Magenvolumen. Aber auch die Dame gegenüber von mir hatte schwer zu kämpfen.
Ihr Cordon Bleu vom Schwein war ein echtes Trumm.
Ich will das Cordon...aber bitte bleu!
Von ihrer beachtlichen Bratkartoffelbeilage ganz zu schweigen.
Kein Kinderteller ;-)
Da half auch das zusätzlich georderte Kännchen ehrlich geköchelter Bratensauce nicht, um diese Riesenportion besser „hinunterrutschen“ zu lassen.
Gleitmittel, Modell "Braadesooß"
An der Saftigkeit des Fleisches bzw. seiner generösen Schinken-Käse-Füllung gab es nichts auszusetzen.
Bei Anschnitt: Käse! Das Innenleben des Cordon Bleus
Auch die Würzung des gerollten Frittierflatschens aus der Oberschale erfolgte mit Gaumenmaß. Zu schaffen war er deshalb trotzdem nicht, weshalb wir uns an der übriggebliebenen Hälfte noch am Folgetag „réchauffierten“.
Die Mühle zu Buggingen ist zwar kein ausgewiesenes XXL-Lokal, aber die Portionen dort sind nichts für Leute, die sich mit einer läppischen 80 Gramm Fleischeinlage beim Schweizer Sahnesteak zufriedengeben. Hier geht man am besten hin, wenn der Hunger in Übergröße vorbeischaut. Für uns war da eindeutig zu viel Masse auf dem Teller. Die wäre bei der vorhandenen, gutbürgerlichen Klasse des Lokals gar nicht nötig gewesen, um nachhaltig zu beeindrucken.
Vom „Badischen Dreiklang“ besiegt und mit einem halben Cordon Bleu „to go“ in der Tasche ging es dann wieder zurück nach Niederweiler, wo an jenem Abend Verdauen Silber und Schlafen Gold war. Am nächsten Tag gingen wir die Sache dann etwas ruhiger an und besuchten das Hotel-Restaurant „Warteck“ in unserer direkten Nachbarschaft. Aber davon erzähl ich euch ein andermal.