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Bad Nauheim ist ein belebtes Städtchen, besonders an diesen Markttagen, an denen man es schafft mit einem Bestand von 30, maximal 50 Fahrzeugen einen komplexen Großstadtverkehr an der Einbiegung vor dem Kurpark zu simulieren, der kein Durchkommen ermöglicht. Doch mit Geduld kommt man vorwärts und findet in Kurparknähe einen schönen Parkplatz. Durch die Reinhardstraße in die Fußgängerzone rechts, bergan liegt dann das anvisierte Ziel auf der linken Seite – doch ist es verdächtig dunkel – Dienstag ist hier Ruhetag. Also zehn Meter weiter auf der rechten Seite der (Fußgängerzone) Stresemannstraße – Postanschrift allerdings die querlaufende Friedrichstraße ist das La Toscana. Diesen Italiener hatte ich von Jahren bereits besucht, das eine mal an sich sehr schöne Dorade erhalten, ein anderes mal aber nicht sehr überzeugende Leistung und Service erlebt und irgendwie war da nach Küchenreise eher ein „wenns denn sein muss“ Feeling im Hinterkopf geblieben. Allerdings macht das La Toscana (nach wie vor) verstärkt Werbung auf Schiefertafeln an den Außenwänden für frischen Fisch. Also, nicht verzagt zum Eingang, der so fünf Stufen hoch über dem Straßenniveau liegt – auf der Seite sehe ich im Augenwinkel den Hinweis auf Tagesgerichte zur Mittagszeit.
Wir werden beim Eintreten mit einem kurzen freundlichen Kopfnicken eines sehr groß gewachsenen Italieners begrüßt, fragt „Zwei Personen?“ und zeigt uns einen Tisch in der Ecke des Restaurants. Eingedeckt in weiß mit Stoffserviettenfächer, einfachen aber wastelgerechten Salz- und Pfeffer-mühlen, sehr einfachem aber sauberem Besteck und Löffel, Teelichtglas in Rot –sehr sauber und gemütlich. Das Restaurant ist zwar nicht gerade proppenvoll aber gerade für die Zeit gut besucht – deutlich stärker als vor Jahren. Das, was ich bei den Gästen auf dem Teller sehe, sind sehr gute Portionsgrößen – mal sehen – eventuell muss ich mein Urteil von damals revidieren.
Die Servicekraft kommt an den Tisch, reicht uns die Karten, entzündet das Tischlicht. Die Hauptkarte erscheint noch die gleiche wie vor Jahren – fasst sich, obwohl sauber, auch so an – doch diesmal ist ein kopiertes handschriftliches Blatt mit den Tagesgerichten – Menü I – Tagessuppe, Penne mit Brokkoli, Dessert, 8,50 Menü II glaube ich war der Hauptgang Schnitzel Milanese und Menu III bietet ein Zanderfilet Mittelmeergemüse zu 9,80 – das liest sich gut.
Als die Servicekraft wieder an den Tisch kommt, ordern wir ein Mineralwasser (0,25 zu 2,00) einen Merlot (Primitivo) 0,2 zu 5,50 und je einmal Menü I und Menü III. Alles wird freundlich notiert und kurz darauf von der Kollegin mit kurzem italienischem „prego“ das Wasser und der Wein serviert. Überhaupt geht der Service sehr rasch und schnell –man merkt, Mittagsgeschäft, die Kundschaft sind entweder Kundinnen oder Mitarbeiter aus den Firmen rundum.
Nach angenehm kurzer Wartezeit bringt uns der Ober zwei Suppentassen mit Löffel. Die Suppe sieht aus wie eine Mischung aus fettiger Rinder-Brühe und Gulaschsuppe mit Kartoffel- und Möhrenstückchen – und, auch wenn die Tasse sich nicht so anfühlt – sie ist glühend heiß. Ich bin kein Suppenfan, die Suppe wirkt einfach, bietet einige Stücke Rindfleisch und warum auch immer, stören mich die Fettaugen auf dem Löffel optisch, aber weder in Geschmack noch Konsistenz. Die Suppe ist okay – eigentlich wie erwartet bei einer Tagessuppe im Mittagsmenü-Preislevel.
Mit freundlicher kurzer Wartezeit nach dem Verzehr wird schnell abgeräumt und nach kurzer Pause bringt man uns zwei Teller mit grünem Romana-, Eisberg-, Feld-Salat Tomate, Gurkenscheiben, Rucola, zwei Reststreifen Radicchio und angemacht mit einem süss-sauer abgeschmeckten Creme-fraiche-Dressing, das den leicht herb-bitteren Geschmack des Rucola sehr schön ergänzte (ein Salat, bei dem ich der Titanic-Definition zustimme), obwohl hier ein zarter, junger Rucola verwendet wurde – das war die erste positive Überraschung und genau in richtiger Größe.
Beim Abservieren mit der wieder kurzen Ansprache „finito?“ wird das Besteck mitgenommen, neues Besteck gebracht und es geht zügig weiter – ich bekomme meinen Teller –ein großer Teller und ich bin mehr als positiv überrascht (siehe Bild) sowohl von Präsentation und Menge. Zwei Zanderstücke – insgesamt eine ganze Filetseite auf der Haut und bemehlt gebraten finden sich nett angerichtet auf dem kleinen geschichteten Stapel von gebratenen Möhrenvierteln und Zucchinistreifen und Kartoffelwürfeln auf einem gelblichen Soßenspiegel – optisch finde ich es ansprechend – keine Gourmet- eher Gourmand-Klasse – aber schön.
Seltsamer Weise dauert es etwas, bis auch meine Frau ihre Penne mit Brokkoli bekommt – kein großer Zeitversatz, doch noch tolerierbar – die Ursache denke ich später herauszufinden. Auch diese Portion ist mehr als reichlich, schlicht angerichtet mit cremiger soße und den gerösteten Brokkoli-Röschen dazwischen. Guten Appetit –
Mein Zander ist schmackhaft, knackig, durch das Mehlieren hat sich eine feine Kruste um den Fisch gelegt, der gute Qualität hat – allerdings zwei kleine Gräten im Schwanzstück zurückbehalten hat. Die Soße scheint m.E. mit Safran gewürzt, lecker, auch wenn in Richtung zuckrige Grundnote mit leichter fast unmerkbarer chiliartiger-Nachschärfe, in Verbindung mit dem Fisch, der sehr schwach gesalzen ist (was mit der Mühle von mir korrigiert wird) das Gemüse ist knackig, die Möhren fast etwas zu fest aber auch die Kartoffeln wie Gemüse legen eine leichte Kräuternote mediterranen Ursprungs auf die Zunge. Meine Erwartung wird übertroffen – klar bleibt ein Unterschied zum Wettbewerbs-Nachbarn – aber der ist auch im Preis dieses Mittagsmenus. Meine Frau schafft die Portion Penne zur Hälfte. Daher darf ich etwas von den Nudeln probieren – jetzt denke ich, weiß ich, warum da die Verzögerung beim Servieren war: ein Teil der Nudeln ist offensichtlich nachgeschüttet worden – somit ein Teil al dente – aber etliche „noch nicht“ - vermutlich wurde die ursprüngliche Portion für zu klein gehalten und die Küche hat nachgelegt – (beim Gehen sehe ich, haben die Servicekräfte auch Penne Brokkoli als Mittagessen).
Die Teller werden wieder mit „finito?“ und der Anmerkung „ war es zu viel“ abgedeckt- und der Kollege bringt nun zwei kleine Schalen mit einer Kugel Eis, etwas Sprühsahne auf einem Stück Blechkäsekuchen mit Streusel. Es ist ein Fertigeis, Bourbonvanille, der Kuche wohl hausgemacht – ein sehr einfaches Dessert, kein Höhepunkt, aber eine nette Abrundung des Mittagsangebots.
Die Toilettenanlage ist im Keller – alles pico-bello in Ordnung, modern renoviert und sauber – das erfreut – allerdings ist die Treppe nichts bei Knieproblemen.
Fazit: Das La Toscana hat es wieder geschafft auf die Liste der Restaurant zu kommen, in die ich gerne gehe – positiv überrascht von der Küche, dem Service, der Atmosphäre – also bestelle ich mir zum Abschluss noch einen Dopio. 3,00 – optisch schöne Crema aber nicht sehr stabil – der Zucker versackt sehr schnell ohne Zeit zum Auflösen zu haben –also kommt der Löffel dran. Hätte man hier noch ein Gläschen Wasser und eine Kaffeebohne dazu serviert – es wäre ein perfektes Dinner geworden.