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Das Ambiente habe ich schon beschrieben und bebildert, hier hat sich nichts geändert - zum Glück. Wir saßen im quirligen Erdgeschoss an Hochtischen. Die dazugehörige Bank und Stühle sind lederbezogen und eigentlich ganz bequem. Nur für Menschen unter 1,70 Meter Körpergröße ist es schwierig, die Fußstützen zu erreichen. Das nervt natürlich auf die Dauer. Mittags ist das kein Problem, für einen Abendbesuch würde ich, jedenfalls nach dem Erstbesuch, eher im ruhigeren Obergeschoss reservieren.
Mit der Bedienung ist es etwas Glückssache, manche sehr nett, manche „leben“ authentische Pariser Garçon-Manieren. Nachfragen zu oder gar Kritik an der Weinempfehlung wird eigentlich immer schnippisch beantwortet. Da mangelnde Souveränität meist auf Unsicherheit beruht, habe ich mir angewöhnt, entweder selbst aus der preislich leider stark angezogenen Karte zu wählen oder ansonsten jede Nachfrage mit einem neutralen „Danke“ zu beantworten. Schlechtes Zeug ist mir aber noch nicht untergekommen. Die Flasche Wasser wurde mit 6,2€ berechnet. Das Gläschen Champagner (Roederer, aber Théophile) kostete 10,9€, dafür der alkoholfreie Cocktail 7,5€. Nur mein Sohn blieb beim Vermouth blanc in der bekannten Dr. Loosen Edition von Belsazar (5,9€).
Zum Essen wünschte sich mein holdes Weib Sauvignon und so geschah es. Gegen den Wunsch eines nicht zu nennenden Herrn zuerst ein Pfälzer Bär von Oliver Zeter für 64,5€. Und zum Nachspülen dann endlich die volle Ladung Feuerstein Pouilly-Fumé Les Beaudieres für 58€.
Die Küche grüßte mit einer geeisten Paprikasuppe, die mir zu süß und sehr breiig daher kam. Dazu ordentliches Baguette mit einer leckeren Zitronenbutter. Aromatisch war das Süppchen (hier stimmt’s) präsent, aber es fehlte ein Kick.
Den hatte das Carpaccio von Fjordforelle, denn die angenehm dick geschnittenen Scheiben ruhten auf einem Bett von Meerettich-Schaum. Nordseekrabben steuerten ihre eigene, süßliche Note bei und zurückhaltender Dillknusper in überraschender Schwammoptik sorgte für etwas Textur (19,5€).
Geradlinig, stimmig, mit klarer Idee. Guter Auftakt.
Auch die gut gewürzte Wild-Consommé (11,5€) war konzentriert (Brüller...) und kam erfreulich heiß, aber ohne Verbrühungsgefahr an den Tisch.
Fein die nicht näher beschriebene Wild-Preiselbeerfüllung (ich tippe auf Reh) der zwei Ravioli, deren Teig etwas dünner hätte sein dürfen. War das geeiste Amuse noch ein Sommergruß, regierten hier schon Herbst und Winter. Insofern ist die Kritik (jahres)zeitlich ja geradezu perfekt getimt...
Auch der Hauptgang hatte es in sich.
Die Hochrippe aus dem Smoker (24,5€) kann vermutlich niemals mit Solinger Wertarbeit konkurrieren. Aber fleischig, zart-saftig und von einer kräftig rauchigen Barbecue-Sauce begleitet, blieb bei mir Grill-Amateur kein Wunsch offen. Vielleicht gilt aber auch hier: Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen.
Typisch für das Topaz, dass als Konterpart zum kräftigen Hauptdarsteller ein fruchtig-frisch-knackiger Apfel-Zuckerschoten-Salat gereicht wurde, dem Estragon eine würzige Kräuternote hinzufügte. Ich hätte hier eher Majoran/Oregano erwartet, wurde aber positiv überrascht.
Und, weil ich neugierig war, wählte ich das Dessert „Nordsee“, das eine an den Strand schlagende Welle darstellte (Günstige 9€!).
Mit Sepia gefärbte Limettencréme und ein Zitrusgel hielten mit ihrer Frische wirklich leckeres Karamellwaffel-Eis, Korallenschokolade mit Kakaobutter und Haselnuss-Sand gut in der Waage. Echter Queller konnte mit leichter Salzigkeit punkten, die ich zu Süßem fast genauso schätze wie etwas Schärfe. Farblich ein nicht so schöner Teller, aber die Nordsee hat eben andere Qualitäten als das Mittelmeer.
Zur Begleitung ölten Zeters Goldschatz und eine schöne Spätlese Nectar blanc 2009 durch die Kehlen (5,9/4,9€).
Mit dem abschließenden Käse für alle ging ein überzeugendes Menü ohne Schwächen zu Ende. Der Abend im Topaz war rundum gelungen und stellte einen ruhigen Auftakt zum turbulenten Besuch im Kleinen Lokal dar. Aber über den habe ich ja schon gewohnt wortreich und *hüstel* selbstkritisch berichtet.