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Dass gegenüber der Postgalerie, im ehemaligen Klamottenladen von „S. Oliver“ eine neue Bulettenbutze aus den Staaten (woher auch sonst) eröffnet hatte, war mir schon beim letzten Einkaufsbummel aufgefallen. Warum da nicht auch mal ein händisches Mittagsmahl riskieren?
Von außen modern verglastes "Hui"
Die 1986 in Arlington (Virginia) gegründete Schnellrestaurantkette ist seit Dezember 2017 – natürlich wurde die erste deutsche Filiale der Frikadellenfabrik auf der Frankfurter „Zeil“ eröffnet – auch in unseren Landen vertreten. Glaubt man den Zahlen auf deren Homepage sind es mittlerweile gar 35 Standorte in 10 Bundesländern. Chapeau, Guys! Das ging aber ratzfatz.
Aber in der BRD, also der Burgerrepublik Deutschland, scheint der Bulettenhype ungebrochen und so wundert es nicht, dass immer neue Ableger des von Janie und Jerry Murrell entwickelten Erfolgskonzeptes im rot-weiß gestrichenen Dinergewand auf den ohnehin schon völlig übersättigten Markt drängen.
Wer sich jetzt fragt, warum der Schnellfutterschuppen ausgerechnet nach fünf Typen benannt wurde, der kennt die Geschichte mit den vier Söhnen vom alten Murrell noch nicht. Mutter Janie fehlte da wohl schlichtweg die nötige Genderkompetenz, um namentlich mit von der Partie zu sein.
Egal, Fleischgrillen gilt ja nicht nur in den Staaten als reine Männerdomäne. Wer sich selbst davon ein Bild machen möchte, der gehe in den nächsten Baumarkt und möge in der BBQ-Abteilung – ja genau die mit den monströsen Grillgeräten der Fa. Weber – seine eigenen Sozialstudien betreiben.
Aber zurück in die Karlsruher City, wo direkt am Europaplatz eine von außen nicht sonderlich gemütlich wirkende, in auffälliges Rot-Weiß getauchte Alternative zu McDo, Burgerking und Konsorten seit Juli 2022 ansässig ist.
Drinnen angekommen erinnerte mich die grelle Beleuchtung eher an eine Turnhallenumkleide als an eine zünftige Fastfoodlocation mit Better-Burger-Background. Funktionalität schien hier die oberste Inneneinrichtungspflicht zu sein.
Innen herrschte sterile Funktionalität gepaart mit teils maßloser Refill-Mentalität
Es war zwar alles sauber und wertig ausgestattet, aber so richtig sympathisch wirkte die auf Diner getrimmte Futterhalle mit dem hellen Holzmobiliar nicht auf mich.
Links sitzt einer von five guys an diesem späten Vormittag
Dass bei mir trotz all der zur Schau gestellten Transparenz – ja man kann den Brutzelbrüdern (und -schwestern) bei der Einburgerung auf die Finger schauen – und den gut gemeinten Promizitaten an den Wänden bereits vor dem Bestellvorgang eine gewisse Skepsis herrschte, möchte ich gar nicht bestreiten.
Aber wie sagt der GG-Kollege aus dem Saarland immer: Versuch macht „kluch“! Also setzte ich mich mit der über dem Counter angebrachten Anzeigetafel mit dem Speisenangebot auseinander. Ich schaute in freundlich dreinblickende Gesichter einer jungen Mannschaft, die hinter der Theke die Bestellungen entgegennahm und sich am Burgergrill und den Fritteusen zu schaffen machte.
Blick zur Bestelltheke
Obwohl ich mit der amerikanischen Grinsekatzen-Mentalität noch nie so recht etwas anfangen konnte, war der erste Eindruck kein schlechter. Nur der unsympathische „Filialleiter“, den ich dabei beobachten konnte, wie er die arme Reinemachefrau vor den Augen der wenigen Kunden zur Schnecke machte, fiel unangenehm auf.
Ich hatte mich spontan für einen Bacon Cheeseburger (damals noch 10,95 Euro) entschieden, der in der Standardausführung mit zwei Rindfleischpatties, zwei Streifen geräuchertem Bacon und geschmolzenem Käse auskommt. Alle sonstigen Beigaben durfte man sich nach Lust und Laune selbst aussuchen, was jedoch keine Mehrkosten verursachte.
Im Gegensatz zu meinem Gaumengenossen aus Bad Herrenalb, der hier zusammen mit Frau und Pudel ein paar Monate später aufkreuzte, ging ich bei der Wahl der Toppings nicht „all the way“, sondern erklärte der jungen Dame („Lara Celine“) vom Schalter, dass ich meinen Bacon Cheese gerne mit Salat, Tomaten, Senf, gegrillten Zwiebeln, Jalapeños, BBQ- und Hot Sauce gepimpt haben wollte.
Gleich vorweg: meine etwas naive Vorstellung, dass ein Mehr an Zutaten dem gestapelten Beef-Bacon-Cheese-Bratling zu mehr Geschmack verhelfen würden, bestätigte sich beim Verzehr nur bedingt. Was aber noch viel schlimmer war: als ich das bestellte Objekt der Begierde aus der Alu-Verpackung – ja sagt mal Guys, ist das in diesen Zeiten wirklich euer Ernst? – holte, traute ich meinen Augen kaum.
Man beachte die Knautschreste am Bun nach dem Entfernen der Alufolie
Ein total zerdrückter, völlig unansehnlicher Vertreter seiner Art kam da zum Vorschein. Für Freunde durchgeweichter Pappsandwiches wäre das vielleicht ein echter Leckerbissen gewesen, für mich war das jedoch nur ein schwer mit den Händen zu vertilgender, da viel zu labbriger Bacon-Cheeseburger.
Mein Bacon-Cheeseburger
Der Griff zum Besteck wäre in diesem Fall eine Option gewesen, war aber nicht möglich, denn hier wird ganz archaisch mit den Händen gefuttert. Wir sind ja schließlich in einem Schnellrestaurant.
Gut, am Käse hatte man nicht gespart. Schade, nur das ein Teil der zerlaufenen Schmelzkäsemasse an der Alufolie klebte. Auch der gegrillte Bacon, der es sich im Souterrain des mehrstöckigen „Bunwesens“ gemütlich gemacht hatte, konnte durchaus was.
Die beiden Rindfleischpatties bildeten zusammen mit ihren frischen Beigaben eine durchaus lobenswerte Alternative zu den traurigen Industrie-Beeflingen der beiden Branchenriesen. Die Buletten fielen nämlich äußerst saftig aus, konnten sich aber geschmacklich nicht gegen den von mir zu verantwortenden Saucenoverkill durchsetzen. Mein Fehler, würde ich in dieser Ausführung so wohl nicht mehr bestellen.
Aber was nützen einem zwei fachgerecht gebratene, irische Beefpatties von Rindern, die laut Homepage vorwiegend mit Weizen gefüttert werden, wenn sich Deckel und Basis in kurzer Zeit in glibberigen Briochebrei verwandeln und dadurch quasi funktionslos werden. Vom glitschigen Mundgefühl und dem kaum wahrnehmbaren Eigengeschmack ganz zu schweigen.
Ich nippte an meinem Becher Mineralwasser (3,60 Euro) mit Refill-Option und fragte mich, was an diesem keineswegs neuen Better-Burger-Konzept denn nun besser sei als bei der etablierten Konkurrenz.
Außer der Fleisch- und Toppingqualität fiel mir da nichts ein. Ok, die frisch von der ungeschälten Kartoffel gespaltenen Pommes frites habe ich nicht verkostet. Sie sollen laut den Aussagen enthusiastischer „Google-Perser“ und diversen Zitaten an den Wänden („Five Guys knows fries!“) von vernünftiger Qualität sein. Der Frittenfreund aus dem Nordschwarzwald war von ihnen jedoch weniger „beguystert“ (sorry Oparazzo, den musste einfach übernehmen…).
Der Verzicht auf Tabletts – alles wird in braune Papiertüten gepackt – macht aus meiner Sicht wenig Sinn und ist auch nicht besonders nachhaltig gedacht.
Tüten statt Tabletts - nur die Five Guys wissen wahrscheinlich wieso...
Dass man die Rufe der Essensausgeber aufgrund der lauten Musik leicht überhört, ist der nächste, hausgemachte Schwachpunkt, der sich mit einer digitalen Infotafel problemlos ausmerzen ließe.
Den allgemeinen Tenor im Netz über das schwache Preis-Leistungs-Verhältnis bzw. die zu hohen Preise für die Fünf-Typen-Buletten kann ich nur bedingt teilen, denn für gutes Fleisch sollte man grundsätzlich bereit sein, etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Aber dann muss halt auch das Drumherum – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – stimmen. Denn allein mit hoher Beefqualität und dem Refillautomaten für die Getränke wird man auf dem übersättigten Burgermarkt nicht bestehen können.
Außerdem gibt es in unmittelbarer Umgebung mit dem DeliBurgers und dem Burgerheart zwei vielversprechende Alternativen für den anspruchsvolleren Frikadellenfreund. Läden, die mit deutlich mehr Kreativität und Abwechslung zu Werke bzw. Grille gehen.
Bin eh gespannt, wie lange sich der Hype ums gebratene Gehackte noch hält. Wahrscheinlich länger als die rot-weißen Schnellrestaurants der Five Guys. Wundern würde mich das kein „Biss“chen.