"Gutbürgerliche Geschichten aus dem Muscheltopf – nicht nur deftig, sondern auch ziemlich heftig!"
Geschrieben am 02.04.2022 2022-04-02 | Aktualisiert am 02.04.2022
"Wer eine feine Fischküche bei herzlichen Gastgebern sucht, ist hier genau richtig!"
Geschrieben am 27.03.2022 2022-03-27
Montag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Dienstag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Mittwoch: | Ruhetag |
Donnerstag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Freitag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Samstag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Sonntag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Montag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Dienstag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
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Samstag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Sonntag: | 11:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 21:00 Uhr |
Ein Spaziergang zum Ochsenturm am Imsumer Friedhof, der sich auf einer Warft knapp hinter dem Seedeich befindet und den Blick hinüber zur Silhouette das Containerterminals Bremerhaven freigibt, ließ mich meine Korrekturpflichten für ein paar Stunden bewusst vernachlässigen.
Gegen Abend rief ich in der Wremer Fischerstube an und erfragte einen Tisch. Frau Wolters, die Chefin vom Gasthaus Wolters – Zur Börse hatte mir tags zuvor den Tipp gegeben. Eine solide Fischküche bei freundlichen Gastgebern würde mich dort erwarten. Bereits das Telefonat bestätigte mir letzteres. Ich machte mich also erneut auf den Weg nach Wremen. Diesmal ging es aber näher an die Küste.
Die Wremer Fischerstube befindet sich nämlich direkt hinter dem Deich, keine 200 Meter vom Wremer Kutterhafen entfernt. Hier auf der windgeschützten Lee-Seite des „Wremer Tiefs“ steht der schmucke Klinkerbau, der seit dem Frühjahr 2021 von neuen Betreibern geführt wird.
Sein neuer Inhaber ist der Bosnier Sakib Hasanspahic, der zuvor 20 Jahre auf dem Restaurant-Schiff „Seute Deern“ tätig war. Die ab dem Jahre 2005 als Bestandteil der Gesamtanlage Deutsches Schifffahrtsmuseum unter Denkmalschutz stehende hölzerne Bark sank im August 2019 infolge eines Schiffsbrands im Alten Hafen von Bremerhaven. Im letzten Jahr wurde der geschichtsträchtige Dreimaster dann kostenintensiv abgewrackt. Für Herrn Hasanspahic war der Abschied von „seinem Schiff“ kein leichter, wie aus den Berichten der Regionalpresse zu entnehmen war.
Umso erfreulicher, dass ihm und seiner Mannschaft in der Wremer Fischerstube ein Neuanfang gelungen ist. In Zeiten von Corona sicherlich keine Selbstverständlichkeit. An der kulinarischen Ausrichtung des Lokals hat man ganz bewusst nicht viel geändert. Nach wie vor wird hier in erster Linie auf eine gutbürgerliche Fischküche gesetzt.
Jedoch finden sich auch ein paar Fleischklassiker sowie einige wenige vegetarische Gerichte im überschaubar gehaltenen Speiseangebot wieder. Ergänzt wurde das Standardprogramm von vier Tagesempfehlungen. Darunter auch der fangfrische Stint, der hier scheinbar als saisonale Delikatesse gilt.
In der geräumigen Fischerstube fühlte ich mich sofort gut aufgehoben. Auf dem gut gepolsterten Holzstuhl saß es sich recht bequem. Ausreichend Platz zu den Nachbartischen war ebenfalls vorhanden. An diesen war man bereits mit den Hauptgängen beschäftigt. Ein gemischtes Publikum, das sich zum Großteil aus Paaren mittleren und höheren Alters zusammensetzte, ließ sich handfeste Deftspeisen in üppigen Portionen servieren.
Gastraumimpression 1
Mein Blick richtete sich auf den Ausschanktresen, überflog die dezente Küstenfolklore sowie die gerahmten nautischen Karten an den Wänden ehe er an einem beeindruckenden Modell eines Segelschiffs – hätte auch eine Miniatur der „Seute Deern“ sein können – hängenblieb.
Das Schiffsmodell als Blickfang
Dieses war direkt neben dem Eingang platziert und mir bereits beim Betreten der Gaststube aufgefallen. Das Lokal machte jedoch nicht den Eindruck einer von Dekokitsch überladenen Seemannsklause.
Gastraumimpression 2
Ganz im Gegenteil. Alles wirkte sehr sauber und aufgeräumt. Der über mir an der Wand angebrachte Flachbildschirm lieferte grelle Live-Bilder vom benachbarten Kutterhafen. Von der Decke baumelnde Hängeleuchten spendeten angenehm helle Lichtverhältnisse.
Gastraumimpression 3
Keine Frage, der mit rustikalem Holzmobiliar ausgestattete Gastraum hatte seine gemütlichen Ecken. Und das trotz seines etwas nüchtern wirkenden Fliesenbodens.
Gastraumimpression 4
Gleich zu Beginn prüfte einer der beiden äußerst beflissen agierenden Kellner meinen Impfstatus. Er bediente mich in der Folgezeit ohne Fehl und Tadel. Die Freundlichkeit von Herrn Kulic schien echt, was ein netter Plausch an der Theke kurz vor Feierabend – ich blieb mal wieder bis zum Schluss – noch bestätigen sollte.
Auf die Kartenlektüre folgte eine kleine Flasche Mineralwasser der Marke „Magnus“ (0,25l für 2,30 Euro) sowie ein frisch gezapftes Haake-Beck Kräusen (0,4l für 4,20 Euro).
Kein Wässerchen konnte mein Kräusen trüben
Nach dem opulenten Mahl am Vorabend wollte ich es diesmal etwas ruhiger angehen lassen. Aber eine Wremer Krabbensuppe (6,20 Euro) durfte es in Anbetracht der unmittelbaren Nachbarschaft zum Kutterhafen vorweg schon sein.
Auch wollte ich es an diesem Abend auf eine ordentliche Miesmuschelei ankommen lassen. Die - laut Karte - nach mediterraner Art zubereiteten Schalentiere (15,50 Euro) waren zusätzlich mit Aioli und Baguette ausgestattet. Auf die Knoblauchtunke verzichtete ich dankend, würde sie mir doch nur unnötig im Magen liegen.
Das Krabbensüppchen hatte neben einer ordentlichen Granateinlage auch in Rädchen geschnittenen Frühlingslauch zu bieten.
Das Wremer Krabbensüppchen
Mit etwas Sahne hatte man die Küstenterrine auf Geschmackskurs gebracht ohne dabei ein allzu erschlagendes Argument aus ihr zu machen. Das war zwar keine filigrane Bisque für Feingaumen, aber eine solide abgeschmeckte Offensive gegen den angestauten Hunger vom Tage. Insofern bereute ich meine Vorspeisenwahl zu keiner Sekunde und freute mich auf den zweiten Teil des Meerestiermedleys.
Die Muscheln wurden in einem großen Emaille-Topf an den Tisch gebracht.
Ein Topf voller Muscheln
Beim Lüpfen des Deckels entwich ein von Weißwein und Gewürzen kündender Meeresduft, dessen Aromenfülle mich leicht benebelte. So richtig mediterran roch das aber nicht. Mit Hilfe einer großen Schöpfkelle füllte ich mir den ersten Teller und war erstaunt über den – was ihre Zubereitungsart betraf – so nicht erwarteten Abstecher ins Rheinische. Nun mündet ja der Rhein bekanntlich in die Nordsee und deshalb beharrte ich auch nicht auf dem in der Karte angekündigten mediterranen Charakter des Muscheltopfs.
Ja es war ein Topf und keine Schüssel. Und dieser musste erst einmal geleert werden, was gar keine so leichte Aufgabe darstellte. Denn der Weißwein-Gemüse-Sud, in dem die in ihren Schalen versteckten Weichlinge badeten, hatte leider zu viel Salz abbekommen. Ich mag ja würzige Tunken sehr, aber hier hatte sich wohl der schwerverliebte Koch beim Abschmecken der Muschelbrühe etwas zu sehr am natürlichen Habitat der dunkelschaligen Protagonisten orientiert.
Erste Portion
Mit Brotes Hilfe konnte ich die erste Attacke der „Meerestiersole“ auf meine Papillen noch kontern. Dann aber musste ich mich geschlagen geben und konzentrierte mich fortan ausschließlich auf den Verzehr des reichlich vorhandenen Muschelfleisches. Manchmal muss man eben Prioritäten setzen.
Zweite Portion
Um die Würze komplett vom Gaumen zu wischen, orderte ich noch eine Crème brulée (1,80 Euro) im Miniaturformat. Diese kam mit karamellisierter Kruste und den typischen Vanille-Pünktchen in ihr putziges Weckgläschen, das schnell ausgelöffelt war.
Crème brulée im Weckglas
30 Euro wechselten danach ihren Besitzer. Herr Kulic erklärte seinem interessierten Gast die bereits erwähnten Umstände der „freundlichen Übernahme“ der Wremer Fischerstube. Die Kritik bezüglich der salzlastigen Muscheltunke nahm er professionell entgegen und versprach deren Weiterleitung in Richtung Küche. Gerne durfte ich mich auch im zweiten großen Gastraum noch umsehen und ein paar Bilder schießen. Dieser schien komplett renoviert worden zu sein und wirkte sogar noch ein wenig gemütlicher.
Der andere Gastraum
Draußen war es indes recht ungemütlich. Der „Hans“ zog blank und mich fast vom Deich. Gut gesättigt und um eine sehr würzige Geschichte aus dem Muscheltopf reicher ging es schließlich mit dem Auto wieder zurück nach Imsum zur Ferienwohnung.
Am nächsten Tag lief ich bei strahlendem Sonnenschein den von Radfahrern und Spaziergängen gerne genutzten Deichweg nach Wremen (und wieder zurück). So gesehen bescherte mir der auflandige Wind vom Vorabend einen echten Traumtag an der Wurster Nordseeküste. An der Fischerstube kam ich sogar nochmal vorbei.
Blick vom Deich: vorne die Stube, dahinter Wremen!
Außenansicht am Tag darauf
Außenansicht am Tag darauf
Mein Bedarf an Fisch war zu diesem Zeitpunkt gut gedeckt, weshalb ich am Abend die „Burgernähe“ bei den Nyce Guys suchte. Wie es mir dort erging, davon wird der nächste Bericht erzählen.