Geschrieben am 05.08.2016 2016-08-05| Aktualisiert am
05.08.2016
Besucht am 31.07.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Stellt Euch mal vor, Ihr seid an der Bootsanlegestelle von Gstadt am Chiemsee und seht dort direkt am Ufer ein Wirtshaus mit einem großen Wirtsgarten. Würdet Ihr vermuten, daß man dort auf Feinschmecker-Niveau kocht? Nein? Ich schon, denn ich habe in detektivischer Kleinarbeit recherchiert, daß Andre Siegmann als Chef der Küchenbrigade fungiert, auf seiner Vita so Schwergewichter wie Schuhbeck, Winkler und Dieter Müller auftauchen und er in den Künstler Stuben des Wirtshauses eine gehobene bayrische weltoffene Küche anbietet. Das gilt es zu testen. Denn wer Siegmann heißt, kann doch kein Verlierer am Herd sein………….??
Kaum betreten Schatzl und ich das Haus von der Terrasse her, nimmt uns auch schon eine jungdynamische und überaus freundliche Bedienung in Empfang. Sie muß auch nicht erst in ihrem Reservierungsbuch nachschauen, sondern führt uns schnurstracks durch den langgezogenen Gastraum, vorbei an mit Kamera behängten Aisaten, die einträchtig neben nie aussterbenden weiße-Socken-in-Sandalen-Trägern sitzen, läßt sich auch von wild durcheinander laufenden hoffnungsvollen Sprösslingen, die von ihren Eltern völlig ignoriert werden, nicht aus der Ruhe bringen und erreicht mit uns schließlich die Tür zu den Künstler Stuben. die Einrichtung - noch war genügend Licht :-)
Und was für ein Unterschied zum tobenden Wirtshausleben, hier herrscht Stille und Kerzenschein. Wir sind die einzigen Gäste, weil – wie uns die redefreudige Sara (steht auf der Rechnung) aufklärt, die Gesellschaft, die eigentlich ebenfalls hier speisen wollte, den großen Gastraum bevorzugt hat. Was für ein Glück, so bleiben wir den ganzen Abend allein.
Die Kerzen werden auch das einzige Licht bleiben, und wenn jemand von Euch zu dunkle Fotos reklamieren will, vergeßt es! Das ist authentisch, Schatzl und ich haben auch nicht mehr gesehen!!
Zack, ist Sara wieder da, reicht uns die Speise- und Weinkarten, stellt frisches Brot und eine Auswahl an Preiselbeerbutter, Olivenfrischkäse und Olivenöl auf den Tisch und erkundigt sich fürsorglich, ob wir gerne ein Mineralwasser hätten? Ja, mögen wir und bekommen ein Adelholzener Classic (0,75 l. € 5,50). schöner, stimmungsvoller Tisch
Die Speisekarte umfaßt zwei Seiten, links ein Menü, rechts zum selber Zusammenstellen die à la carte Gerichte . Da gäbe es so interessante Leckereien wie asiatische Ravioli mit schwarzen Champignons, Lauch und Chili – Schuhbeck läßt grüßen :-)) - oder Haxe vom Salzwiesenlamm mit Pak Choi. Aber Schatzl und ich bleiben an der Menüseite hängen. Sechs Gänge zu € 89,--, vier zu € 48,--:
Marinierter Seeteufel mit Aubergine und Wasabi * Japanische Pilzessenz mit Wan Tan * Zweierlei von der Chiemsee Renke auf einem Karotten-Vanille-Ragout * Praline vom Reh mit Wirsing und Madeirakirschen * Karamellisierter Chicorée an Blauschimmelkäse * Sabayon vom dunklen Bier der Hofbräu Traunstein mit einem warmen
Kuchen von Valrhona-Schokolade und hausgemachtem Himbeereis
***
Während Schatzl noch mit sich ringt, ob er vier oder sechs Gänge bestellen soll (als ob es da Unklarheiten gäbe *lach*), wühle ich mich durch die Weinkarte. Irgendwo muß doch da was Prickelndes zu finden sein?!!? Auf der letzten (!) Seite werde ich dann fündig: Pol Roger lese ich da, gilt als eines der besten und exquisitesten Häuser der Champagne. Da ist doch der aufgerufene Preis von € 69,-- sehr gastfreundlich. Ich kann nicht beurteilen, ob es stimmt, daß die Keller von Pol Roger die kältesten der Champagne sind, die des Wirtshauses sind es auf alle Fälle nicht. Denn obwohl uns Sara versichert, daß die Flasche ganz kalt sei, war das eingeschenkte Glas weit davon entfernt zu beschlagen. Zumindest war der Sektkühler im weiteren Verlauf des Abends hilfreich.
Mit was wird uns wohl Herr Siegmann den Gaumeln kitzeln? Ich war mir sicher, daß es einen Gruß gibt und das Brot mit den Aufstrichen nur dazu dient, daß der Champagner nicht sofort in den Kopf steigt. Und prompt erscheint Sara mit zwei verheißungsvollen Tellern: Gebratene Jakobsmuschel mitKräuterpesto (ohne Knobigeschmack) auf Zuckerschote. Prima, Herr Siegmann, Sie machen Ihrem Namen alle Ehre! Als ausgewiesener Nicht-Jakobsmuschelfan fand ich die Kreation überaus gelungen, weil die Kräuter dem gerne geschmacklosen Muschelklops eine schöne Dynamik verliehen und die Zuckerschoten einen höchst spannenden asiatischen Beigeschmack lieferten. so grüßt die Küche
Auch die Vorspeise in Form des marinierten Seeteufels zeigte, was man hier unter weltoffen versteht. Die Aubergine sah aus wie ein Muffin, war lauwarm und kam glücklicherweise ohne das typisch süßlich Mehlige im Geschmack aus, Wasabi statt Meerrettich – da dreh ich die Hand nicht um, aber Wasabi ist halt „en vogue“. Der Seeteufel von bester Qualität in etwas arg viel Marinade – ohne zu wissen, was ich da esse, wäre mir deshalb sicher nicht spontan der Seeteufel eingefallen, die albernen Petersilienschnipsel waren überflüssig. Auf alle Fälle bleibt mein Daumen weiterhin oben. marinierter Seeteufel / Aubergine / Wasabi
Nun kam für mich der öde Teil des Abends, mußte ich doch zwei Gänge pausieren und Schatzl beim Schlemmen zuschauen. Was zur Folge hatte, daß sich der Champagner wie von Zauberhand in Luft auflöste und wir Sara loschickten, eine zweite Flasche zu holen. „gucken Sie mal, ob Sie eine kalte finden!!“
Es muß an der zunehmenden Finsternis im Raum gelegen haben, daß Schatzl meinen bettelnden Blick bei der Pilzessenz nicht bemerkte. Das passierte mir bei der anschließenden Renke nicht noch einmal. Sowohl vom Päckchen als auch von der Mousse sicherte ich mir ein Gäbelchen. Die Mousse war zwar etwas brav, aber das Renkenpäckchen grandios.
Auftritt Rehpraline. Meine Portion war deutlich größer als Schatzls, was ich ausgesprochen gerecht fand, noch dazu schmeckte es hervorragend. Das Reh fest in Wirsing gewickelt, war schön saftig, die Kirschsoße ein gekonnter Ausgleich zu dem mit Hühnerfarce gefülltem Wirsing-Turm. Praline vom Reh
Beim nun folgenden karamellisiertem Chicorée hatte ich bei meiner Portion gebeten, den Blauschimmelkäse wegzulassen. Sonst hätte ich den Rest des Abends krank auf dem Boden gelegen. Und wer will das schon. Der Küche ist kein Ersatz eingefallen, dennoch hat der kräftige Karamellgeschmack die Bitterkeit des Chicorées geschluckt. karamellisierter Chicorée
Spätestens jetzt war ich pappsatt, aber ein Dessert geht ja immer. Das Bier in der Sabayon hat sich deutlich bemerkbar gemacht – ich mag kein Bier. Schade um das perfekte Schokoküchlein. Schatzl fand seines toll, beim Eis waren wir uns dann wieder einig. Sehr fruchtig ohne sauer zu sein und ohne Eiskristalle. Sabayon vom dunklen Bier
Zum abschließenden Espresso (€ 2,30) gab’s keinen Keks :-(
Sorry, habe vergessen zu gucken, wo die Toiletten sind. Die volle Punktzahl für die Sauberkeit bezieht sich allein auf die Stuben, da war alles tipptopp, so lange wir genügend Licht hatten ;-)
Alles hat einmal ein Ende, das Essen und die zweite Flasche Pol Roger auch. Harry, hol schon mal den Wagen… Quatsch, Sara brachte die Rechnung. Und – ich hielt die Rechnung ganz nah ans Gesicht, um sie dann Schatzl zu zeigen, hatte sich doch glatt der Champagnerpreis von € 69,-- von der Karte in € 78,-- auf der Rechnung verwandelt. Es spricht für Sara, daß sie voll erschrocken schaute und mit der Rechnung davoneilte. Jetzt bin ich doch mal auf die Erklärung gespannt, dachte ich. Sara kam leicht geknickt zurück und meinte, daß da beim Programmieren ein Fehler unterlaufen sei und ihr das sehr leid täte. Glauben wir ihr und sind auch nicht bös. Aber es zeigt sich halt wieder mal, immer schön Obacht! geben, gell?
Und bevor jetzt irgendwelche Moralapostel mahnend den Finger heben, NEIN, wir sind NICHT ins Auto gestiegen. Unser Hotel war nur ein paar Gehminuten weg, und die frische Luft tat uns gut.
Fazit: ein wunderschöner Abend mit einem Feinschmeckermenü auf sehr hohem Niveau, romantisches Ambiente, aufmerksamer Service – da werden wir sicher zu Wiederholungstätern.
*
Stellt Euch mal vor, Ihr seid an der Bootsanlegestelle von Gstadt am Chiemsee und seht dort direkt am Ufer ein Wirtshaus mit einem großen Wirtsgarten. Würdet Ihr vermuten, daß man dort auf Feinschmecker-Niveau kocht? Nein? Ich schon, denn ich habe in detektivischer Kleinarbeit recherchiert, daß Andre Siegmann als Chef der Küchenbrigade fungiert, auf seiner Vita so Schwergewichter wie Schuhbeck, Winkler und Dieter Müller auftauchen und er in den Künstler Stuben des Wirtshauses eine gehobene bayrische weltoffene Küche anbietet. Das gilt... mehr lesen
Wirtshaus - Gstadt am Chiemsee
Wirtshaus - Gstadt am Chiemsee€-€€€Restaurant, Wirtshaus, Biergarten08054908621Seeplatz 3, 83257 Gstadt am Chiemsee
4.5 stars -
"Die Künstler Stuben im Wirtshaus - da ist der Name Programm !" Obacht!Stellt Euch mal vor, Ihr seid an der Bootsanlegestelle von Gstadt am Chiemsee und seht dort direkt am Ufer ein Wirtshaus mit einem großen Wirtsgarten. Würdet Ihr vermuten, daß man dort auf Feinschmecker-Niveau kocht? Nein? Ich schon, denn ich habe in detektivischer Kleinarbeit recherchiert, daß Andre Siegmann als Chef der Küchenbrigade fungiert, auf seiner Vita so Schwergewichter wie Schuhbeck, Winkler und Dieter Müller auftauchen und er in den Künstler Stuben des Wirtshauses eine gehobene bayrische weltoffene Küche anbietet. Das gilt
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Kaum betreten Schatzl und ich das Haus von der Terrasse her, nimmt uns auch schon eine jungdynamische und überaus freundliche Bedienung in Empfang. Sie muß auch nicht erst in ihrem Reservierungsbuch nachschauen, sondern führt uns schnurstracks durch den langgezogenen Gastraum, vorbei an mit Kamera behängten Aisaten, die einträchtig neben nie aussterbenden weiße-Socken-in-Sandalen-Trägern sitzen, läßt sich auch von wild durcheinander laufenden hoffnungsvollen Sprösslingen, die von ihren Eltern völlig ignoriert werden, nicht aus der Ruhe bringen und erreicht mit uns schließlich die Tür zu den Künstler Stuben.
die Einrichtung - noch war genügend Licht :-)
Und was für ein Unterschied zum tobenden Wirtshausleben, hier herrscht Stille und Kerzenschein. Wir sind die einzigen Gäste, weil – wie uns die redefreudige Sara (steht auf der Rechnung) aufklärt, die Gesellschaft, die eigentlich ebenfalls hier speisen wollte, den großen Gastraum bevorzugt hat. Was für ein Glück, so bleiben wir den ganzen Abend allein.
Die Kerzen werden auch das einzige Licht bleiben, und wenn jemand von Euch zu dunkle Fotos reklamieren will, vergeßt es! Das ist authentisch, Schatzl und ich haben auch nicht mehr gesehen!!
Zack, ist Sara wieder da, reicht uns die Speise- und Weinkarten, stellt frisches Brot und eine Auswahl an Preiselbeerbutter, Olivenfrischkäse und Olivenöl auf den Tisch und erkundigt sich fürsorglich, ob wir gerne ein Mineralwasser hätten? Ja, mögen wir und bekommen ein Adelholzener Classic (0,75 l. € 5,50).
schöner, stimmungsvoller Tisch
Die Speisekarte umfaßt zwei Seiten, links ein Menü, rechts zum selber Zusammenstellen die à la carte Gerichte . Da gäbe es so interessante Leckereien wie asiatische Ravioli mit schwarzen Champignons, Lauch und Chili – Schuhbeck läßt grüßen :-)) - oder Haxe vom Salzwiesenlamm mit Pak Choi. Aber Schatzl und ich bleiben an der Menüseite hängen. Sechs Gänge zu € 89,--, vier zu € 48,--:
Marinierter Seeteufel mit Aubergine und Wasabi
*
Japanische Pilzessenz mit Wan Tan
*
Zweierlei von der Chiemsee Renke auf einem Karotten-Vanille-Ragout
*
Praline vom Reh mit Wirsing und Madeirakirschen
*
Karamellisierter Chicorée an Blauschimmelkäse
*
Sabayon vom dunklen Bier der Hofbräu Traunstein mit einem warmen
Kuchen von Valrhona-Schokolade und hausgemachtem Himbeereis
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Während Schatzl noch mit sich ringt, ob er vier oder sechs Gänge bestellen soll (als ob es da Unklarheiten gäbe *lach*), wühle ich mich durch die Weinkarte. Irgendwo muß doch da was Prickelndes zu finden sein?!!? Auf der letzten (!) Seite werde ich dann fündig: Pol Roger lese ich da, gilt als eines der besten und exquisitesten Häuser der Champagne. Da ist doch der aufgerufene Preis von € 69,-- sehr gastfreundlich. Ich kann nicht beurteilen, ob es stimmt, daß die Keller von Pol Roger die kältesten der Champagne sind, die des Wirtshauses sind es auf alle Fälle nicht. Denn obwohl uns Sara versichert, daß die Flasche ganz kalt sei, war das eingeschenkte Glas weit davon entfernt zu beschlagen. Zumindest war der Sektkühler im weiteren Verlauf des Abends hilfreich.
Mit was wird uns wohl Herr Siegmann den Gaumeln kitzeln? Ich war mir sicher, daß es einen Gruß gibt und das Brot mit den Aufstrichen nur dazu dient, daß der Champagner nicht sofort in den Kopf steigt. Und prompt erscheint Sara mit zwei verheißungsvollen Tellern: Gebratene Jakobsmuschel mit Kräuterpesto (ohne Knobigeschmack) auf Zuckerschote. Prima, Herr Siegmann, Sie machen Ihrem Namen alle Ehre! Als ausgewiesener Nicht-Jakobsmuschelfan fand ich die Kreation überaus gelungen, weil die Kräuter dem gerne geschmacklosen Muschelklops eine schöne Dynamik verliehen und die Zuckerschoten einen höchst spannenden asiatischen Beigeschmack lieferten.
so grüßt die Küche
Auch die Vorspeise in Form des marinierten Seeteufels zeigte, was man hier unter weltoffen versteht. Die Aubergine sah aus wie ein Muffin, war lauwarm und kam glücklicherweise ohne das typisch süßlich Mehlige im Geschmack aus, Wasabi statt Meerrettich – da dreh ich die Hand nicht um, aber Wasabi ist halt „en vogue“. Der Seeteufel von bester Qualität in etwas arg viel Marinade – ohne zu wissen, was ich da esse, wäre mir deshalb sicher nicht spontan der Seeteufel eingefallen, die albernen Petersilienschnipsel waren überflüssig. Auf alle Fälle bleibt mein Daumen weiterhin oben.
marinierter Seeteufel / Aubergine / Wasabi
Nun kam für mich der öde Teil des Abends, mußte ich doch zwei Gänge pausieren und Schatzl beim Schlemmen zuschauen. Was zur Folge hatte, daß sich der Champagner wie von Zauberhand in Luft auflöste und wir Sara loschickten, eine zweite Flasche zu holen. „gucken Sie mal, ob Sie eine kalte finden!!“
Es muß an der zunehmenden Finsternis im Raum gelegen haben, daß Schatzl meinen bettelnden Blick bei der Pilzessenz nicht bemerkte. Das passierte mir bei der anschließenden Renke nicht noch einmal. Sowohl vom Päckchen als auch von der Mousse sicherte ich mir ein Gäbelchen. Die Mousse war zwar etwas brav, aber das Renkenpäckchen grandios.
Auftritt Rehpraline. Meine Portion war deutlich größer als Schatzls, was ich ausgesprochen gerecht fand, noch dazu schmeckte es hervorragend. Das Reh fest in Wirsing gewickelt, war schön saftig, die Kirschsoße ein gekonnter Ausgleich zu dem mit Hühnerfarce gefülltem Wirsing-Turm.
Praline vom Reh
Beim nun folgenden karamellisiertem Chicorée hatte ich bei meiner Portion gebeten, den Blauschimmelkäse wegzulassen. Sonst hätte ich den Rest des Abends krank auf dem Boden gelegen. Und wer will das schon. Der Küche ist kein Ersatz eingefallen, dennoch hat der kräftige Karamellgeschmack die Bitterkeit des Chicorées geschluckt.
karamellisierter Chicorée
Spätestens jetzt war ich pappsatt, aber ein Dessert geht ja immer. Das Bier in der Sabayon hat sich deutlich bemerkbar gemacht – ich mag kein Bier. Schade um das perfekte Schokoküchlein. Schatzl fand seines toll, beim Eis waren wir uns dann wieder einig. Sehr fruchtig ohne sauer zu sein und ohne Eiskristalle.
Sabayon vom dunklen Bier
Zum abschließenden Espresso (€ 2,30) gab’s keinen Keks :-(
Sorry, habe vergessen zu gucken, wo die Toiletten sind. Die volle Punktzahl für die Sauberkeit bezieht sich allein auf die Stuben, da war alles tipptopp, so lange wir genügend Licht hatten ;-)
Alles hat einmal ein Ende, das Essen und die zweite Flasche Pol Roger auch. Harry, hol schon mal den Wagen… Quatsch, Sara brachte die Rechnung. Und – ich hielt die Rechnung ganz nah ans Gesicht, um sie dann Schatzl zu zeigen, hatte sich doch glatt der Champagnerpreis von € 69,-- von der Karte in € 78,-- auf der Rechnung verwandelt. Es spricht für Sara, daß sie voll erschrocken schaute und mit der Rechnung davoneilte. Jetzt bin ich doch mal auf die Erklärung gespannt, dachte ich. Sara kam leicht geknickt zurück und meinte, daß da beim Programmieren ein Fehler unterlaufen sei und ihr das sehr leid täte. Glauben wir ihr und sind auch nicht bös. Aber es zeigt sich halt wieder mal, immer schön Obacht! geben, gell?
Und bevor jetzt irgendwelche Moralapostel mahnend den Finger heben, NEIN, wir sind NICHT ins Auto gestiegen. Unser Hotel war nur ein paar Gehminuten weg, und die frische Luft tat uns gut.
Fazit: ein wunderschöner Abend mit einem Feinschmeckermenü auf sehr hohem Niveau, romantisches Ambiente, aufmerksamer Service – da werden wir sicher zu Wiederholungstätern.
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