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Gleich nach Ankunft im Hotel nutzten wir Schwimmbad und Sauna, zum Abend bekehrte uns dann aber doch der Hunger. Nun war die Frage, im Hotel oder auswärts? Unsere Entscheidung war recht schnell klar, denn im Hotel gab es nur Büffet für 32 Euronen pro Person. Da wir nun aber nicht unbedingt die Büffetliebhaber sind, entschieden wir uns in eine der vielen Gastronomien in der Nähe des Hotels zu gehen. Pizzerien gibt es hier in Oberhof mittlerweile auch wie Sand am Meer oder Bäume im Thüringer Wald. Nach einer Woche Italien war uns nun aber nicht mehr nach (deutscher) Pizza, wollten wir das Original doch gerne noch etwas nachwirken lassen. Deutsche, regionale Küche stand uns an, und nur wenige Meter vom Hotel entfernt wurden wir mit dem Restaurant „Beim Waldschrat“ fündig.
Beim Waldschrat
Also rein in die gute Stube. Hier wurden wir nicht etwa von einem kauzigen Waldschrat begrüßt, stattdessen wartete eine fröhliche Dame im mittleren Alter auf uns, und begrüßte uns freudig mit tiefstem thüringischem Dialekt.
Theke im vorderen Gastraum
Hinterm Tresen stand (vermutlich ihr) Mann, welcher ebenfalls so freudig grüßte. Man fragte ob wir reserviert hätten, und als wir verneinten bekamen wir zu hören: „Ihr kricht trotzdem euer Plätzl“.
vorderer, historischer Gastraum mit Theke
Wir schauten uns erst mal an, denn hier vorn im historischen Gastraum war bis auf den letzten Platz alles voll, einige Gäste (auch aus unserem Hotel) saßen bereits an der Theke. Wir wurden in einen Nebenraum geführt, der nun mal so gar nichts mit dem rustikalen Ambiente des vorderen Gastraumes gemein hat.
hinterer, moderner Gastraum
Hier bekamen wir unser Plätzl zugewiesen. Dieser Gastraum war modern eingerichtet. Große, schwere, breite und vor allem saugemütliche Ledersofas standen hier um die Tische. Die Tische boten genügend Platz für die Speisen und Getränke. Eine helle Paneel Decke mit dezenter Hintergrundbeleuchtung erhellte den Raum.
gemütlich sitzt man hier
Nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten, brachte die Chefin des Hauses auch alsbald die Speisekarten und wollte auch schon gleich unsere Getränkewünsche wissen. Diese Unart mag ich ja nun gar nicht, und so erbaten wir uns etwas Zeit, um die Speisekarte zu studieren.
Speisekarte
Diese hing zwar als großes Plakat auch vor dem Restaurant aus, aber das haben wir ja nur überflogen. Die Speisekarte hält 5 Vorspeisen, 13 mediterrane Speisen, 4 verschiedene Schnitzelvariationen und 6 Thüringer Nationalspeisen parat. Für Kinder und Vegetarier gibt es ebenfalls eine reichliche Auswahl. Die Preise für die Hauptspeisen bewegen sich dabei zwischen 15 und 25 Euro, einzige Ausnahme ist das argentinische Rumpsteak, welches mit 39 Euronen offeriert wird. Die Preise sind für diese Lage und die Touristenhochburg Oberhof angemessen.
Tageskarte
Nach einigem grübeln waren wir uns dann letztendlich einig, was jeder auf seinem Teller haben möchte, und als die Waldschratin wieder an unseren Tisch kam bestellten wir:
Getränke:
· 1x 0,5ér Thüringer Nordkeller Pils für 4,50 €
· 1x 0,2ér Weißwein/Hauswein für 4,90 €
Vorspeisen:
· 1x kleine hausgemachte deftige Soljanka für 8,90 €
· 1x Tagessuppe Tomatencremesuppe für 7,90 €
Hauptspeisen:
· 1x Gegrillte Hähnchenbrust auf Spinatsoße mit Beilage nach Wahl-hier Bratkartoffeln für 14,90 €
· 1x Thüringer Bierbraten mit Hausmacher Schlachtekraut und üppigen Kloß Thüringer Art für 21,90 €
Nach der Aufnahme unserer Wünsche bemerkte sie noch, dass es wohl etwas länger in der Küche dauert, da ja das Haus voll ist, und in der Küche fast 50 Grad herrschen, sodass sie ihre Küchenmannschaft erst mal in eine kurze Pause schicken muss. Wir fanden das sehr gut, das so offen kommuniziert wurde, und hatten dafür vollstes Verständnis. Aber wir hatten ja auch Zeit, waren ja im Urlaub und nicht auf der Flucht.
Zehn Minuten später standen dann auch schon unsere Getränke am Tisch. Das hier gelieferte Hausbier, das Thüringer Nordkeller Pils wird laut Aussage der Waldschratin in der Apoldaer Brauerei hergestellt. Thüringer Biere sind eigentlich nicht so besonders, aber dieses hier war herrlich süffig. Eigentlich lieb ich es ja eher herb, aber man muss ebend auch mal Opfer bringen. Der Hauswein, die Winzerei ist uns unbekannt, war auch gut.
Getränkeauswahl
Eigentlich hatten wir uns nun auf einen längeren Abend hier eingerichtet, aber nicht schlecht staunten wir, als nach weiteren 10 Minuten bereits die beiden Vorsuppen am Tisch waren. Da war aber die Pause kurz.
Meine Frau hatte sich die Tomatencremesuppe aus dem Tagesangebot auserkoren. Dies war eine kräftige und würzige Suppe. Grob pürierte Tomaten und reichlich Kräuter und Gewürze ließen diese Suppe herrlich frisch und tomatig schmecken, sie machte ihrem Namen alle Ehre.
Tomatencremesuppe
Oben auf waren frisch geröstete Weißbrotwürfel und ein Klecks saurer Sahne, dazu gab es zwei halbe Scheiben leicht getoastetes Toastbrot. Schade das hier kein frisches Baguette verwendet wird, sondern nur Toastbrot vom Discounter.
hausgemachte Tomatencremesuppe
Da wir hier ja nun wieder im Osten waren, musste ich natürlich die ostdeutsche Nationalvorspeise, die Soljanka kosten. Und da merkt man ebend wo man ist, hier kann man das. Viel Wurst, von Lyoner über Jagdwurst bis zur kräftigen Salami war alles drin was reingehört. Zwiebel und Paprika rundeten das ganze ab.
die ostdeutsche Nationalvorspeise
Dazu eine herrlich leicht scharfe Soße, die perfekt dazu passte. Einzig das leicht säuerliche, bei uns in der Oberlausitz kommt da noch etwas Sauerkraut und saure Gurke rein, fehlte mir hier. Frischer Lauch obenauf gab es zu damaligen Zeiten auch nicht, aber das ist ja nun der heutigen Küche geschuldet. Hier ganz klassisch dazu der Klecks saure Sahne, und wie früher das obligatorische Toastbrot.
eine zünftige Soljanka
Zwanzig Minuten nach unserer Vorspeise wurden uns dann auch schon die Hauptspeisen gebracht. So lange mussten wir also gar nicht warten. Nach Aussage der Wirtin haben aber nicht alle Gäste so viel Verständnis und Zeit.
Meine Frau hatte sich die Gegrillte Hähnchenbrust auf Spinatsoße ausgesucht, als Beilage sollten es Bratkartoffeln sein. Auf einer großen Platte wurden ihr zwei große und dicke Hähnchenbruststücken serviert. Beide Stücken außen herrlich dunkel angebraten, innen noch schön weich und saftig. Angenehm gewürzt war das Fleisch auch.
Gegrillte Hähnchenbrust auf Spinatsoße
Zwischen beiden Hähnchenbruststücken war würziger Blattspinat, welcher nach Konsistenz und Aussehen aus der TK kommt. Das ist ok, er war gut angerichtet, würzig und mit einem Schuss Sahne. Auch die Bratkartoffeln waren ganz gut. Frische Ziebel-und Speckstippen waren reichlich vorhanden, gut gewürzt waren sie auch. Vom Bräune Grad hätten sicher einige Scheibchen noch etwas in der Pfanne verharren dürfen. Das ganze mit frischer Petersilie und Lauch bestreut. Toll. Als Beilage gab es einen kleinen Salat aus frischem Blattsalat, Tomate, Radies und Paprika. Über den Salat gab es dann einen kleinen Klecks Dressing.
Gegrillte Hähnchenbrust auf Spinatsoße mit Wahlbeilage Bratkartoffeln
Wenn ich hier oben in Thüringen bin, sollte es für mich natürlich was Regionales geben. Also entschied ich mich für den Thüringer Bierbraten mit Hausmacher Schlachtekraut und einem großen Kloß Thüringer Art. Auch ich hatte zwei Scheiben Schweinebraten auf dem Teller liegen. Diese waren schön dick, und auch wenn es nicht jeder mag, es waren auch ausreichend fettstreifen am Fleisch vorhanden.
Thüringer Bierbraten mit Hausmacher Schlachtekraut und üppigen Kloß Thüringer Art
Das Fleisch kann ich nun nicht unbedingt als Bierbraten bezeichnen, allerdings die verdammt leckere Soße, in welcher der riesige Kloß lag. Diese Soße war herrlich sämig und kräftig im Geschmack. Hier schmeckte man das das hausgemacht war. Auch der große Kloß war hausgemacht, das erkannte man schon an der ungleichmäßigen Form.
ein ordentlicher Thüringer Kloß und leckere Soße
Beim Schlachtekraut bin ich auf zweierlei Wegen. Mir persönlich war es zu weich und auch zu teilweise sauer. Ob hier versuchte wurde fertiges Kraut aufzuhübschen, oder es selbst gemacht ist? Ich weiß es nicht. Auf alle Fälle war es tausendmal besser als dieses unsägliche bayrisch Kraut.
das schlachtekraut ist natürlich Geschmackssache Schlachtekraut und deftiger Bierbraten
Nach so einer Schlemmerei waren wir nun wirklich satt, also musste es noch einen kleinen Verdauer geben. Den bekamen wir mit dem Waldschratzl, dem 40%-igen Hausschnaps aus verschiedenen Waldbeeren. Dieser schlug bei 4 cl mit jeweils 6,20 € zu buche.
Waldschratzl
Wir waren satt und zufrieden, und mussten uns im benachbarten Hotel nicht am Buffett drängen. Nun konnten wir nach einem dann doch etwas größeren Verdauungsspaziergang unser Wellness fortsetzen, bevor es am nächsten Tag wieder nach Hause ging.
Unser Fazit: wir ließen zu zweit 78,90 € im Waldschrat in Oberhof. Freundliche Bedienung, leckeres Essen, authentische Thüringer Küche. Auch wenn das Lokal etwas abseits der Hauptverkehrsstraße liegt, der Abstecher ist es wert!